DÜSSELDORF. Der Prozeß gegen Mitglieder des Al-Z.-Clans hat vor dem Düsseldorfer Landgericht begonnen. Dabei kommt heraus: Der Steuerzahler finanzierte die ohnehin millionenschwere, aus dem Libanon stammende Großfamilie mit 456.000 Euro Hartz IV. Angeklagt sind Clan-Chef Badia Al-Z., seine Frau, vier Söhne und eine Schwiegertochter.
Die Staatsanwaltschaft erhebt schwere Vorwürfe: Geldwäsche, Erpressung, Steuerhinterziehung, Geiselnahme, gefährliche Körperverletzung, Ausbeutung, Nötigung – und bandenmäßiger Sozialhilfebetrug. Zwischen 2014 und 2021 unterstützte der deutsche Staat den luxuriösen Lebensstil der Familie mit fast einer halben Million Euro. Wie es zu dieser hohen Summe für den gefürchteten Clan kommen konnte, soll nun geklärt werden. Wie konnte das Job-Center sieben Jahre lang das Füllhorn über einer Sippe ausschütten, die in der Öffentlichkeit mit ihrem Reichtum protzte? Warum wurde nicht entschieden, sie sollte zunächst Villa und Luxuskarossen verkaufen, bevor Geld vom Staat fließt?
Badia Al-Z., der 1990 ohne Papiere nach Deutschland kam und ein Jahr später hier nach islamischem Recht eine Zwölfjährige heiratete, wurde vor einem Jahr festgenommen. Solange sitzt der 47jährige Staatenlose bereits in Untersuchungshaft – genau wie zwei seiner Söhne. Der Rest der Angeklagten, darunter seine Frau, mit der er neun Kinder gezeugt hat, befindet sich auf freiem Fuß.
„Hoher Druck auf Staatsanwaltschaft“
Als die Polizei den Mann, der vor Gericht einen langen grauen Bart trägt, am 8. Juni 2021 in seiner Mercedes S-Klasse stoppte, hatte er 17.830 Euro in bar dabei. Bei einer Razzia in der Leverkusener Clan-Villa fanden die Ermittler weitere 341.415 Euro und 2000 US-Dollar in Scheinen sowie diversen Schmuck im Wert von rund 200.000 Euro. Wo die Großfamilie Al-Z., deren Oberhaupt laut Bild nie einer regulären Arbeit nachgegangen ist, das Geld herhat, soll nun der Prozeß ergeben. Der Verdacht: Es stammt aus Verbrechen.
Bisher ist Radia Al-Z. nie verurteilt worden. Zeugen der Anklage waren zum Beispiel 2019, als es um einen Überfall auf ein Restaurant ging, nicht vor Gericht erschienen oder zogen belastende Aussagen zurück. Auch diesmal zeigte sich der Angeklagte vor seinen Anhängern im Publikum siegesgewiß. Er ballte die Faust, reckte sie mit ausgestrecktem Arm nach oben und winkte dann sein Anhängern im Saal. Sein Anwalt spricht von einem „politisch motivierten“ Verfahren. Laut Bild sagte er: „Auf der Staatsanwaltschaft lastet hoher politischer Druck.“
Ob es diesmal zu einem Urteil reicht, steht frühestens im November fest. Bis dahin hat das Gericht zunächst Termine angesetzt. (fh)