BERLIN. Die ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, ist zur stellvertretenden Bundestagspräsidentin gewählt worden. Auf sie entfielen am Dienstag bei der konstituierenden Sitzung des Parlaments 415 Ja-Stimmen. 128 Abgeordnete votierten gegen die Grünen-Politikerin und 69 enthielten sich. Damit erzielte Roth das schlechteste Ergebnis aller Vize-Parlamentspräsidenten.
Als Stellvertreter Norbert Lammerts (CDU), der zuvor mit über 94 Prozent im Amt bestätigt worden war, wählten die Abgeordneten neben Roth die SPD-Politikerinnen Edelgard Buhlmann (534 Ja-Stimmen, 50 Nein-Stimmen, 36 Enthaltungen) und Ulla Schmidt (520 Ja-Stimmen, 66 Nein-Stimmen, 35 Enthaltungen), Peter Hinze von der CDU (449 Ja-Stimmen, 112 Nein-Stimmen, 51 Enthaltungen) sowie Johannes Singhammer (CSU) (442 Ja-Stimmen, 115 Nein-Stimmen, 63 Enthaltungen). Petra Pau von der Linkpartei erhielt 451 Ja- und 113 Nein-Stimmen. 45 Abgeordnete enthielten sich.
Roth demonstrierte 1990 gegen die Wiedervereinigung
Roth hatte sich als Konsequenz auf das schlechte Abschneiden von der Parteispitze der Grünen zurückgezogen, gleichzeitig aber ihre Ambitionen auf einen Stellvertreterposten des zweithöchsten Staatsamts angemeldet. Die frühere Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Renate Künast, die ebenfalls mit dem Amt geliebäugelt hatte, verzichtete zugunsten Roths.
In Unionskreisen war vor der Wahl kritisiert worden, daß Roth im Mai 1990 auf einer Demonstration gegen die Wiedervereinigung in Frankfurt am Main hinter einem Transparent mit der Aufschrift „Nie wieder Deutschland! Gegen die Annexion der DDR! Gegen den Deutschen Nationalismus!“ marschiert war. (krk)