FRANKFURT/MAIN. Das ZDF und die türkische Tageszeitung Sabah haben in einem Bericht zum NSU-Prozeß den Zuschauer bei der Aktualität des Beitrags getäuscht. In der „heute“-Sendung am Freitag wurde ein Kommentar des stellvertretenden Sabah-Chefredakteurs Ismail Erel zum Urteil des Bundesverfassungsgerichtes ausgestrahlt, wonach türkische Medien mindestens drei Plätze im Prozeß gegen den sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) zustehen. Tatsächlich war der Beitrag aber vor Bekanntgabe des Urteils aufgenommen worden.
„Das ist nun mal für uns eine sehr, sehr positive Nachricht. Also nicht nur für uns, die Sabah hat, glaube ich, für die ganzen türkischen Medien hier in Deutschland etwas bewirkt“, sagte Erel in der Aufzeichnung. „Und das Bundesverfassungsgericht hat natürlich auch gesehen, daß hier eine Ungleichbehandlung vorliegt.“ Die Sabah hatte vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt, da sie sich – wie alle anderen türkischen Medienvertreter – zu spät zum Prozeß angemeldet hatte.
„Wir haben die historische Klage gewonnen“
Wie der Stern aber nachwies, handelte es sich bei dem scheinbaren Kommentar zum Gerichtsurteil um eine Voraufzeichnung. Im Hintergrund ist die Redaktionsuhr der Sabah zu sehen, die auf halb drei Uhr steht. Die Deutsche Presseagentur gab das Urteil aber erst kurz nach sechs Uhr bekannt. Auf Nachfrage des Magazins stritt Erel eine Vorabaufzeichnung ab. „Da ging wohl die Uhr falsch“, sagte er. Das ZDF räumte dagegen ein, den Kommentar in Erwartung des Urteils vorab aufgezeichnet zu haben.
„Wir haben die historische Klage gewonnen“, hatte die Sabah am Samstag auf ihrer Titelseite gejubelt. „Das muß man sich erst einmal vorstellen“, sagte Erel gegenüber dem Tagesspiegel. „Da werden deutschlandweit acht Türken erschossen. Da wird jahrelang suggeriert, daß sie selber schuld sind, weil sie in kriminelle Milieus verstrickt waren.“ Dann käme heraus, daß sie von rechtsradikalen Terroristen ermordet wurden, „und dann werden die türkischen Medien nicht zugelassen.“ (FA)