„Das sinnige deutsche Volk liebt es zu denken und zu dichten, und zum Schreiben hat es immer Zeit. (…) Was wir auch in der einen Hand haben mögen, in der anderen haben wir gewiß immer ein Buch“, schrieb einst der Schriftsteller Wolfgang Menzel. Ob Deutschland auch heute noch das Land der Dichter und Denker ist, daran scheiden sich die Geister.
Wie diese Woche berichtet wurde, schneiden Deutschlands Grundschüler im internationalen Vergleich im Lesen, in Mathematik und Naturwissenschaften gut ab. Die Studien IGLU und TIMMS kommen zu dem Ergebnis, daß die Grundschüler in Deutschland mit ihren Leistungen im oberen Drittel liegen. Ob das obere Drittel unseren Ansprüchen in Zukunft genügen kann, sei hier dahingestellt.
Der Leiter der Studien, Wilfried Bos, benennt zudem einen interessanten Punkt. Er weist gegenüber der Welt darauf hin, daß es seit den ersten Untersuchungsreihen mehr Schüler mit Migrationshintergrund gebe. Deutschland habe sich daher „unter erschwerten Bedingungen“ im oberen Drittel gehalten. Kinder mit Migrationshintergrund hätten sich laut den Studien zwar in allen drei Fächern verbessert, liegen aber noch immer deutlich hinter Schülern aus Familien ohne ausländische Wurzeln.
Hamburg: „Nicht mehr hinnehmbare Problemlagen“
In diesem Zusammenhang ist eine weitere Begebenheit dieser Woche zu erwähnen. Das Hamburger Abendblatt berichtete über ein „Dokument der Verzweiflung“. 14 Schulleiter aus Hamburgs Stadtteilen Wilhelmsburg und auf der Veddel schrieben dem Hamburger Schulsenator Rabe (SPD) einen Brief und von einer „nicht mehr hinnehmbaren Häufung von Problemlagen“ in den Schulen.
Die Grenzen der Belastbarkeit seien für die Schulleiter erreicht. „Circa 50 Prozent bis 75 Prozent des dritten Jahrgangs liegen unterhalb des Mindeststandards in den Kernkompetenzen Mathematik, deutsche Sprache und Sprachgebrauch sowie Leseverstehen“, so die Pädagogen. Die Drittklässler der Schulen befänden sich „auf Erstkläßler-Niveau“.
Als einen Grund sehen die Lehrer die schlechten Startbedingungen an. Der Migrationsanteil liege an den Schulen zwischen 80 und 90 Prozent. Ein überdurchschnittlicher Anteil komme aus bildungsfernen Elternhäusern. Die Lehrer machen dafür einen „überdurchschnittlich hohen Anteil von Schülern, die weder die eigene Muttersprache noch die Verkehrssprache Deutsch in Schrift und Sprache ausreichend beherrschen“ verantwortlich.
Schlechte Erziehung der Eltern
Hinzu komme eine „große Zahl von Schülern mit verschiedensten Förderbedarfen (zum Beispiel sonderpädagogischen), die mit geringer Regelakzeptanz, erheblichen Erziehungsdefiziten und mangelhaftem Vorläuferwissen“ in die Schulen kämen, zitiert das Hamburger Abendblatt.
Meines Erachtens hat der fehlende Bildungswille der Kinder vielmehr mit den elterlichen Defiziten in der Erziehung zu tun, als mit dem Migrationshintergrund. Bisher konnte ich keine Klagen hören über lernunwillige asiatische Schüler, und die haben ja auch einen Migrationshintergrund.
Es ist somit vielmehr die elterliche Fürsorge, die über Erfolg oder Mißerfolg in der Schule entscheidet. Auch deutsche Schüler aus sogenannten bildungsfernen Schichten haben teilweise keinen schulischen Ehrgeiz. Zwar erzielen in Deutschland – wie in anderen Ländern – weiterhin Kinder aus sozial besser gestellten Familien höhere Leistungen, doch ist nicht Armut oder Reichtum enscheidend, sondern allein die Erziehung, sowie die Betreuung und fürsorgliche Unterstützung durch Vater und Mutter.
Ohne Deutsch keine Zukunft
Nur derjenige, der den eigenen Kindern als Vorbild dienen kann, kann diese auch gut erziehen. Dazu gehören eine Wertevermittlung, ein geregelter Tagesablauf, ein Arbeitsplatz und das Beherrschen der deutschen Sprache.
Wer in Deutschland die hiesige Sprache nicht kann, wird scheitern. Einen Ausbildungsplatz und eine sichere Arbeitsstelle zu haben, ist der größte Wunsch aller vernünftigen Jugendlichen. Daß man dafür auch etwas leisten muß, sollte durch das Elternhaus vermittelt werden. Die Lehrer in den Schulen müssen daran anknüpfen können. Bildungsversager kann sich unser Land nicht leisten.