Seit Tagen sind die Proteste gegen Ägyptens Präsident Husni Mubarak eines der bestimmenden Themen in den Medien, aber ich traue mir immer noch nicht zu, ein wirklich fundiertes Urteil darüber abzugeben, ob diese Entwicklung nun zu begrüßen ist. Dazu erfährt man aus den Medien wieder einmal zu wenig Hintergründe und Fakten über die Unruhen, besser gesagt fast nichts – außer der Tatsache, daß die Demonstranten die Guten sind und Mubarak der Böse.
Gestern las ich nun in der Märkischen Allgemeinen Zeitung, eine „Jugendbewegung“ habe die bisherigen Proteste „maßgeblich“ mit organisiert und wolle nun eine Million Demonstranten auf die Straße bringen. Durch das Wort „Jugendbewegung“ in diesem Satz wurde ich, ohne wie gesagt ein endgültiges Urteil abzugeben, sofort sehr skeptisch und zweifelnd, was die Hoffnungen in die ägyptische Entwicklung betrifft. Denn wo sich junge Menschen massenhaft politisch betätigen, kommt meistens nur Stuß und durchgedrehter Wahnsinn dabei heraus.
Fundierte politische Urteile brauchen Lebenserfahrung
Trotzdem halten Parteien und besonders die politische Linke bekanntlich sehr viel von politisch engagierten Jugendlichen und fordern, daß diese mehr Einfluß erhalten und am Besten noch das Wahlrecht ab 16. Dabei verdrängt man völlig, daß es gerade junge Leute sind, die man schon immer mit stark überdurchschnittlicher Häufigkeit in den Reihen kommunistisch-blutroter oder brauner Fanatiker fand und findet.
Das erscheint mir auch logisch. Für ein fundiertes Urteil über politische Vorgänge braucht es eben nicht emotionale Aufwallung, sondern Faktenwissen und Lebenserfahrung – beides Dinge, die eben eher die Älteren zu bieten haben. Es gibt keine einzige jugendliche Qualifikation, die diese Nachteile auch nur teilweise ausgleichen würde. Dennoch wird verlangt, die Politik solle doch endlich die Jugend ernster nehmen. Aber wer ernst genommen werden will, soll sich erstmal mit den Fakten befassen, anstatt nur wie bei den „Studentenstreiks“ saudumme Parolen wie „Bildung für alle, und zwar umsonst“ oder „Uni brennt“ abzusondern, und gleichzeitig fast nichts Konstruktives von sich zu geben.
Gerade in der Jugend herrschen Anpassung und Gruppenzwang
Bekanntlich nehmen Menschen beim Altern ja nun häufiger Positionen ein, die gemeinhin als „konservativ“ bezeichnet werden, ein Wechsel von konservativer zu linker Einstellung im Alter ist dagegen selten. Man sollte sich doch einmal fragen, warum das wohl so ist. Könnte es nicht einfach daran liegen, daß die rechte Denkweise schlicht vernünftiger ist?
Nun wird für die Vorzüge von politischer Betätigung der Jugend ins Feld geführt, daß diese weniger angepaßt sei. Das Gegenteil ist der Fall, wie das Problem des Gruppenzwangs in Schulhof-Cliquen zeigt. Und man betrachte doch einmal die derzeitige politische Klasse: Auf der einen Seite stehen ein 92-jähriger Helmut Schmidt oder ein 65-jähriger Thilo Sarrazin für den Politikertyp „vom alten Schlage“. Auf der anderen Seite stehen Philipp Mißfelder und ähnliche mehrfache Weltmeister im Schleimspur-Bobrennen.
Partys statt Politik
Unnötig ist daher das Gejammer über den geringen Anteil von Jugendlichen in Parteien oder bei politischen Ämtern. Es ist nur natürlich, daß sich Jugendliche weniger für Politik interessieren, da sie die Folgen von Politik viel weniger spüren. Wenn sie später ihre Steuererklärung schreiben oder selbst Kinder in multikulturellen Problembezirken haben, ändert sich das. Vorerst aber interessieren sie sich eher für Partys und ihren Sexualtrieb – wer wollte ihnen das auch verdenken? Jugendliche sind nicht schlechter als andere, aber sie sollten sich eben von der Politik fernhalten.
Das aufgesetzte Anbiedern von Politikern an die Jugend, etwa durch die Finanzierung von sinnlosen „Jugendparlamenten“, bringt nichts und wirkt auf die meisten Jugendlichen ohnehin eher peinlich, oder wie es jugendliche Rapper formulieren würden: „schwul“. Und was kommt denn dabei heraus, wenn Jugendliche sich „einmischen“? Bei der Tätigkeit in den Jugendorganisationen der Parteien wird noch stärker als bei den „Mutterparteien“ die politische Arbeit immer mehr in den Hintergrund gedrängt und ersetzt durch Partys oder ungemein politische Botschaften wie „Brandenburg wird geil“.
Anhebung des Wahlrechts wäre sinnvoll
Angezeigt wäre im Gegenteil, das Wahlrecht erst ab einen Alter von mindestens 40 Jahren oder erst noch später zu vergeben. Für die Ausübung politischer Ämtern können gleichfalls ähnlich hohe Altersgrenzen festgesetzt werden.
Deutschland krankt daran, daß zu viele Leute an der Spitze von Staat und Medien stehen, die in Folge des deutschen Schuldkomplexes nie erwachsen werden konnten, was im „Jugendwahn“ und im „Altersrassismus“ seinen Ausdruck findet. Diese Alten-Feindlichkeit führt dann bei manchen Alten zur Gegenreaktion der Jugendfeindlichkeit, und fertig ist der Generationenkonflikts-Salat. Dagegen plädiert mit dieser Kolumne ein 23-Jähriger.