LEIPZIG. Der sächsische Innenminister Markus Ulbig (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, offensiver um Zuwanderer für den deutschen Arbeitsmarkt zu werben. Dabei sollen auch die Zulassungskriterien abgesenkt werden. „Wir brauchen nicht nur Hoch- und Bestqualifizierte, sondern auch talentierte Berufsanfänger“, begründete Ulbig seine Forderung in der Leipziger Volkszeitung.
Der CDU-Minister gab sich überzeugt, daß das derzeit geforderte jährliche Mindesteinkommen von 66.000 Euro zu hoch sei. „Diese Grenze ist viel zu exklusiv.“ Man gäbe sich einer Illusion hin, daß mit dem Wegfall der Einreisebeschränkung „polnische und tschechische Akademiker“ an der Grenze zu Deutschland stünden. Doch Deutschland sei „nicht mehr interessant genug im internationalen Wettbewerb um talentierte Zuwanderer.“
„Mut zur egoistischeren Perspektive“
Neben einer deutlich niedrigeren Mindesteinkommensgrenze von 40.000 Euro forderte Ulbig auch die sichere Gewährleistung von Ansprüchen. „Junge Leute kommen zu uns nur noch, wenn wir ihnen eine sichere Aufenthalts- und Lebensperspektive bieten.“ Deutschland bräuchte bei der Zuwanderung „den Mut zur egoistischeren Perspektive“, sagte der Minister.
Angesichts des demographischen Niedergangs in Sachsen hat Ulbig in diesem Jahr die Initiative „Sachsen braucht Zuwanderung“ ins Leben gerufen und eine „Willkommenskultur“ der Gesellschaft gefordert.
Akademiker vor allem bei den Auswanderern
Ähnliche Forderungen hat auch der Bund der Deutschen Arbeitgeber (BDA) in einer Stellungnahme zur Regierungspolitik gestellt. So müsse „das deutsche Zuwanderungsrecht klar an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes ausgerichtet werden“, das Mindesteinkommen gleichfalls um 16.000 Euro fallen und die Einzelfallprüfung abgeschafft werden.
Jährlich verlassen mehrere zehntausend Deutsche ihre Heimat, darunter überdurchschnittlich häufig Hochqualifizierte. Nach Schätzungen der OECD verliert derzeit kein anderer Staat als Deutschland so viele Akademiker. (FA)