DÜSSELDORF. Der Leiter des Moses-Mendelssohn-Zentrums für Europäisch-Jüdische Studien in Potsdam, Julius Schoeps, hat seinen Rückzug aus dem wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung angekündigt. Als Grund nannte der Historiker die Äußerungen der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV) Erika Steinbach über den polnischen Deutschland-Beauftragten, Wladyslaw Bartoszewski.
Er habe zwar anfangs die Gründung der Stiftung unterstützt, doch nun fühle er sich durch die Einlassungen Steinbachs hintergangen. „Ich möchte mit dem Projekt nichts mehr zu tun haben und verlange, von der Liste der Unterstützer gestrichen zu werden“, sagte Schoeps dem Handelsblatt Online. Die Arbeit der Stiftung gegen Vertreibungen gerate zunehmend in ein schiefes Licht.
Es stimme zwar, daß Steinbach schweren Attacken aus Polen ausgesetzt gewesen sei, „das rechtfertigt aber nicht die persönlichen Angriffe auf den polnischen Auschwitz-Überlebenden Wladyslaw Bartoszewski“, kritisierte Schoeps.
Steinbach nimmt Äußerung zurück
Steinbach hatte Bartoszewski vergangene Woche einen „schlechten Charakter“ bescheinigt, ihre Äußerung aber am Wochenende gegenüber der Bild am Sonntag zurückgenommen und bedauert. Politiker aller Parteien hatten zuvor scharfe Kritik an Steinbach geübt.
Unter anderem hatte ihr der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) vorgeworfen, die deutsch-polnischen Beziehungen schwer zu belasten und die Frankfurter Bundestagsabgeordnete aufgefordert, auf ihr Mandat zu verzichten. Ihre Äußerungen seien eine „Widerlichkeit“ und ein „Skandal, wie ich ihn in internationalen Beziehungen sonst nur von Rechtsradikalen kenne“, sagte Beck. (krk)
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