Anzeige
Anzeige

Ort für Bildung, Begegnung und Aktion

Ort für Bildung, Begegnung und Aktion

Ort für Bildung, Begegnung und Aktion

 

Ort für Bildung, Begegnung und Aktion

Anzeige

Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

Am Berliner Hohenzollerndamm wird gegenwärtig eine Bibliothek des Konservatismus aufgebaut. Im Kern geht sie auf das Anliegen zurück, dem Konservatismus in Deutschland eine Möglichkeit zur konzentrierten Forschung, zum fachlichen Austausch und auch zur ständigen physischen Präsenz des konservativen Geistesschatzes in Form von Büchern und anderen Medien zu bieten.

Caspar Freiherr von Schrenck-Notzing (1927–2009), der Begründer der Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF) und zugleich der legendären konservativen Zeitschrift Criticón, widmete sich immer wieder der Klärung des Begriffs „Konservatismus“. So wies er einmal in einem 1970 gehaltenen Vortrag zu diesem Thema darauf hin, daß der Terminus ursprünglich auf die 1818 gegründete Zeitschrift Le Conservateur zurückgehe. Gemeint war das von Chateaubriand inspirierte französische Presseorgan, welches sich dem Kampf gegen das regierende Ministerium verschrieben hatte – mit der Waffe der Theorie und gestützt auf die Verfassung.

Der Konservatismus, so Schrenck-Notzing, habe sich als gedankliche Partei im Zusammenwirken auch mit dem Conservateur herausgebildet. Keineswegs aber verberge sich hinter diesem Begriff etwa der innere Zusammenhang mit dem Wort conservare = „bewahren“. Dessen ursprüngliche Bedeutung sei tatsächlich nur in dem Zusammenhang relevant, daß man conservant les saines doctrines gegen die Irrlehren der Zeit vorgehen wollte, damit also an den rechten Doktrinen festhalte, „nicht an Institutionen, Lebensformen, Zuständen oder Machthabern“. 

In dieser sorgfältig begründeten Definition des Konservativen war Schrenck-Notzing modern, auch ein ernster Mahner vor dem Reaktionären. In solchen Analysen äußert sich  die Kunst des am 25. Januar Verstorbenen, fein und chirurgisch zu sezieren. Seit Ende der 1950er Jahre war es sein Anliegen, durch Forschung und publizistische Tätigkeit eine Erneuerung des konservativen Gedankens in Deutschland zu befördern.

Die Manipulierbarkeit moderner Gesellschaften durch Presse, Zensur, Justiz, Umerziehung machte er zu einem Schwerpunkt seiner Forschung. Daneben erwies sich der Aufklärer und kritische Analyst zugleich als geistreicher konservativer Mahner. Bis kurz vor seinem Tod nahm er daher Anteil an der konservativen Debatte, auch gerade durch sein persönliches Engagement für die von ihm geschaffene Stiftung FKBF und ihre Vorhaben.

Zufrieden war er mit dem, was seit der Übergabe des Stiftungsrats-Vorsitzes an Dieter Stein etwa durch die Verleihung des Gerhard-Löwenthal-Preises bewegt werden konnte. Als wäre sein bisheriges Engagement für die dauerhafte Pflege des konservativen Gedankens durch die Realisierung der Stiftung noch nicht genug gewesen, machte er durch eine zusätzliche Geste deutlich, wie ernst es ihm mit der Übergabe der Verantwortung in jüngere Hände war: Er stiftete der FKBF seine umfangreiche Privatbibliothek, auf der seine lebenslangen Forschungen und publizistischen Arbeiten fußten. 

Und hierbei geht es der Stiftung und ihren Mitarbeitern über den eigentlichen Begriff des Konservativen hinaus tatsächlich auch um das „Konservieren“ und kritische Weiterentwickeln dieser einmaligen Sammlung, einen Schatz von Publikationen des 17. bis 21. Jahrhunderts.  Die Idee war geboren, diese einmalige und kostbare Bibliothek als Grundstock für eine umfassende und nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten auszubauende Forschungsbibliothek des Konservatismus zu verstehen.

Erklärtes Ziel der Stiftung ist es, auch künftig eine Spezialbibliothek mit dem Charme des Besonderen zu bewahren und weiterzuentwickeln, die Forschern, Studenten und Journalisten gleichermaßen zur Verfügung steht und Stätte der Begegnung sein wird.

Im Jahre 2008 war daher zunächst von Schrenck-Notzings 20.000 Bände umfassende Privatbibliothek von München nach Berlin in die vorläufigen Räume der Stiftung gebracht und sorgfältig aufgestellt worden. Zwei wissenschaftlich ausgebildete Mitarbeiter der Stiftung sind seitdem mit der Sichtung, Erfassung und Neuordnung der Bestände befaßt.

 In dem derzeitigen Sammlungsbestand spiegelt sich all die eingangs angesprochene Sorgfalt des Stifters wider, den großen Themen seiner Arbeit in allen denkbaren Facetten nachzugehen. Caspar von Schenck-Notzing gab auch anläßlich eines persönlichen Besuchs vor Ort wichtige Anregungen. Tatsächlich finden sich in seiner Privatbibliothek all jene Themen, die in ihrer Vielgestaltigkeit für seine jahrzehntelange Arbeit Relevanz besaßen. Inmitten dieser sehr persönlichen Bücherwelt entstanden neue Bücher, etwa die „Charakterwäsche“ (1965), „Zukunftsmacher“ (1968), bis heute exotisch Anmutendes wie „Hundert Jahre Indien“ (1961).

Den Kern der Sammlung  bildet ein in Deutschland einmaliger Bestand an Büchern, Flug- und Zeitschriften zum Thema Konservative Revolution und angrenzende Gebiete. Rare Schriften der Gebrüder Jünger, Ernst Niekischs, Sammelbände, illustrierte Werke und Periodika kennzeichnen neben zahlreichen Publikationen zu Vereinen und Gruppen der konservativen und revolutionären Rechten der 1920er Jahre diesen kostbaren, anderswo in dieser Zusammenfassung nicht zu findenden Bestand. Hinzu kommt das Schrifttum zum Thema Konservatismus im 19. Jahrhundert, zu den deutschen Einigungsbewegungen, zur  Revolution von 1848. Zum letztgenannten Thema besitzt die Bibliothek eine Sammlung von seltenen Plakaten.

Eine Fülle von teils gesuchten Büchern von Autoren des deutschen und österreichischen Konservatismus nach 1945 schließt sich an. Sammlungsbestände zur Geschichte der politischen Ideen, zum Thema Philosophie, zum Staat, zu den konservativen Bewegungen und Denkern etwa in Frankreich, England, Italien und den USA sind ebenso bemerkenswert zu nennen wie jene Raritäten aus der Kriegs- und Besatzungszeit, die die Umerziehungskonzepte für die geschlagenen Deutschen beinhalten und in anderen europäischen Bibliotheken nicht vorliegen.

Die publizistische Beschäftigung des Stifters sind auch an folgenden Bereichen ablesbar: Besatzung, Umerziehung, Kolonialismus, Geopolitik, Zeitgeschichte, Kriege, historische Debatten, Medien, Zensur, Meinungsforschung, Völkerrecht, Sicherheitspolitik und vieles mehr.

Künftig wird der Bestand sorgfältig erweitert werden. So sollen Lücken geschlossen, Fehlendes durch Neubeschaffung von Antiquarischem und Neuerscheinungen ergänzt werden. Hinzu werden ab sofort weitere Sammlungsschwerpunkte kommen. Auch an den Aufbau eines Antifa-Archivs und Dokumentationsbestands zum Thema Linksextremismus in Deutschland ist gedacht, was es so an anderem Ort nicht gibt.

Ein Anfang ist gemacht. So liegt bereits jetzt eine in den letzten Monaten nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten von den Mitarbeitern erarbeitete Klassifikation der Themen- bzw. Sammelgebiete der künftigen Forschungsbibliothek vor. Die Bibliothek ist Mitglied im Bibliotheksverbund GBV, und ihre Bestände werden nach und nach im Internet recherchierbar sein.

Künftig soll die Bibliothek der Forschung und Publizisten, aber auch anderen Interessierten als Präsenzbibliothek bis 2011 zugänglich gemacht werden. Großzügige Bücherspenden gehen gegenwärtig  ein und erweitern den Bestand. Zugleich werden ausgewählte seltene und kostbare Bücher von einer Buchbinderin sorgfältig restauriert. 

Die Vision für die Zukunft der Bibliothek des Konservatismus sieht folgendermaßen aus: Neben einer weiter aufzubauenden Spezialbibliothek mit an anderem Ort nicht zu findendem Sammlungsbestand sollen Seminare, Tagungen, Buchvorstellungen und Diskussionen flankierend durchgeführt werden. Ein wachsender Kreis von Förderern soll sicherstellen, daß die Finanzierung der Unterbringung und Pflege, Restaurierung und Nutzung des Buchbestands gewährleistet wird.

Ferner müssen geeignete Räume für den wachsenden Sammlungsbestand, ein Lesesaal und Arbeitsräume für Nutzer sowie für die Durchführung der Veranstaltungen beschafft und kontinuierlich finanziert werden. Die Stiftung hofft daher auch künftig  auf weitere Spenden und Zustiftungen sowie auf Rat und Tat vieler engagierter Konservativer in Deutschland.

 Mit dem Tod Caspar von Schrenck-Notzings am 25. Januar dieses Jahres hat der Konservatismus in Deutschland einen seiner wichtigsten Vertreter verloren. Sein Vermächtnis lebt aber auch in Form der Bibliothek des Konservatismus fort und verspricht schon jetzt ein einzigartiges Projekt und „ein Dorn im Auge“ des wissenschaftlichen und politischen Establishment zu werden.

Foto: Caspar von Schrenck-Notzing (1927–2009): Sein Vermächtnis lebt mit seiner Bibliothek fort

Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung

Die gemeinnützige Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF) wurde im Jahr 2000 von Caspar Freiherr von Schrenck-Notzing in München gegründet. Seine Zeitschrift Criticón galt lange Zeit als Kristallisationspunkt der konservativen Intelligenz in Deutschland. 2007 wurde JF-Chefredakteur Dieter Stein zum neuen Vorsitzenden des Stiftungsrates gewählt.

Die Stiftung vergibt den internationalen Baltasar-Gracián-Kulturpreis und den Gerhard-Löwenthal-Preis für Journalisten.

Ein Informationsheft zur Bibliothek kann angefordert werden über:

Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung, Postfach 31 05 08, 10635 Berlin, buero-berlin@fkbf.de

Spenden (bitte Namen und Anschrift angeben): Kto. 0010006245, BLZ 370 302 00, Bankhaus Sal. Oppenheim

Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag