Herr Timke, haben Sie in den letzten Tagen schon mit Ihrem Parteivorsitzenden Mario Mettbach gesprochen? Timke: Mario Mettbach war am Sonntag in Bremen, und wir sprachen selbstverständlich über das Wahlergebnis. Er war zwar mit unserem Ergebnis zufrieden, aber es wäre natürlich schöner gewesen, wenn wir unser Ziel, den Einzug in die Bürgerschaft, erreicht hätten. Es ist bedauerlich, daß wir als viertstärkste Kraft nicht im Parlament vertreten sind. Wie erklären Sie sich Ihren Achtungserfolg? Timke: Es war kein Achtungserfolg. Es war einfach Zeit für eine neue Partei. Die Etablierten zeigten deutlich, daß sie diese Stadt nunmal nicht voranbringen, sondern lähmen. Wir haben die richtigen Themen besetzt, die den Bremer Bürgern auf den Nägeln brennen. Wo machte die Schill-Partei den entscheidenden Fehler, der sie den Einzug in die Bürgerschaft kostete? Timke: Ich kann derzeit wirklich keine Fehler finden. Wie hatten ein tolles Team mit Leuten aus fast allen Bundesländern, und wir bekamen finanzielle Unterstützung seitens des Bundes sowie von Privatleuten. Ich denke auch, daß unser Wahlkampf gut war. Was uns geschadet hat, war ein Brief Henning Scherfs an die Wählerinnen und Wähler mit der Drohung, bei einem Wahlverlust für die SPD das Handtuch zu werfen und zurückzutreten. Dies mag einige Wähler – wohl auch Schill-Wähler – dazu bewogen haben, Scherf noch einmal die Stimme zu geben. Worin ist diese offensichtlich hohe Beliebtheit Scherfs bei den Bremer Bürgern begründet? Timke: Seit 56 Jahren wird Bremen von der SPD regiert, damit gehört sie für viele schon fast automatisch mit dazu. Darüber hinaus kommt ein Bürgermeister, der sich gekonnt als ewiglächelnder Fahrradfahrer positioniert, bei Senioren und Erstwählern gut an. Wie beurteilen Sie das Ergebnis speziell in Bremerhaven? Timke: Dort hat sich gezeigt, daß zehn bis zwölf Prozent der Wählerinnen und Wähler rechtskonservativ denken. Deshalb haben wir dort in sechs Monaten bei den Kommunalwahlen sehr gute Chancen, in den Magistrat einzuziehen. Wie empfanden Sie die Unterstützung seitens der Bundespartei? Timke: Die Bundespartei hat uns sehr gut unterstützt. Wir bekamen finanzielle und personelle Hilfe. Ronald Schill und Mettbach traten auf einigen Veranstaltungen während des Wahlkampfes in Bremen auf. Hatte der Übertritt des Bremer Bürgersschaftsabgeordneten Mathias Henkel von der CDU zur Schill-Partei nennenswerte Auswirkungen auf Ihr Wahlergebnis? Timke: Ja, ich gehe davon aus, daß dies so war. Henkel war ja nicht nur Abgeordneter der CDU, sondern ist auch in der Bürgerinitiative Uniwildnis vertreten. Wir haben viele Stimmen aus dieser eigentlich grün-dominierten Bürgerinitiative bekommen, was wir Henkels Engagement verdanken. Wir verstehen uns daher auch als konservative Alternative in vielen Umweltfragen. Uns haben aber auch etliche CDU-Mitglieder signalisiert, daß sie bei dieser Wahl aufgrund Henkels Übertritt die Schill-Partei wählen werden. Wie geht es weiter mit dem Bremer Landesverband der Partei Rechtsstaatlicher Offensive? Timke: Wir schauen optimistisch in die Zukunft. Zwar haben wir den Einzug in die Bürgerschaft knapp verpaßt, allerdings sind ja bald – wie bereits erwähnt – die Kommunalwahlen, wo wir mit einer guten Ausgangsbasis antreten können. Man darf hierbei auch nicht vergessen, daß wir in sechs Beiräten Bremens vertreten sind, teilweise sogar mit zweistelligen Ergebnissen. Wie überbrücken Sie die Zeit bis zur nächsten Wahl? Timke: Nach der Wahl ist vor der Wahl. Henning Scherf hat bereits angekündigt, in zwei Jahren abzutreten. Wir werden sehen, ob sein Nachfolger die große Koalition weiterführt oder zu Rot-Grün wechseln wird. Eventuell wird es aber auch Neuwahlen geben. Deshalb müssen wir auf alles vorbereitet sein. Momentan haben wir allerdings als außerparlamentarische Opposition die Möglichkeit, über Petitionen und plebiszitäre Instrumente weiter an den wichtigen Debatten teilzunehmen. Ein gutes Wahlergebnis bedeutet letztlich auch mehr Einfluß auf den Kurs der Bundespartei … Timke: Das ist sicherlich richtig. Es ist aber heute sicherlich noch zu früh, darüber zu spekulieren. Wir müssen zuerst analysieren, wo unsere Wählerschichten genau liegen. Wir hatten beispielsweise die Aussiedler, die Senioren, aber natürlich auch die Erstwähler als Zielgruppen angepeilt. Wir müssen jetzt erst einmal die genaue Analyse abwarten, ob sich unser verstärktes Engagement bei diesen Zielgruppen auch tatsächlich auf das Wahlergebnis ausgewirkt hat. weitere Interview-Partner der JF
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