Man muß berücksichtigen, daß die Deutsche Wehrmacht ja nur eine umbenannte Reichswehr mit Wehrpflicht war. Bis weit in den Krieg hinein war die gesamte Kommandoebene – nicht nur der Feldtruppen – von Personal geprägt, das vor 1933 zum Militär gekommen war. In der Reichswehr galt das Idealbild des „Universalsoldaten“, der, mit Hilfe der „Auftragstaktik“ jeden soldatischen Auftrag notfalls allein umsetzen können mußte. Geboren war dies wohl eher aus der notorischen Personalnot der vom Versailler Vertrag auf 100000 Mann beschränkten Truppe, so daß das Heer bis Kriegsbeginn außer den Pionieren keine dedizierte Spezialtruppe hatte. Aus Erlebnisberichten von WK-II-Soldaten weiß ich, daß dies schon im Frankreich-Feldzug negativ auffiel und zumeist spätestens auf Regimentsebene improvisierend gelöst wurde. Soldaten mit Talent für Fernschüsse wurden schon früh als Scharfschützen abgestellt und erhielten Karabiner mit besonders hoher Präzision. Der träge Apparat des HWA in Kummersdorf brauchte sehr viel länger, bevor der zu Änderung kam – an der Front behalf man sich längst selbst.