MAGDEBURG. Polizisten im Salzlandkreis haben Monate vor dem Weihnachtsmarkt-Anschlag in Magdeburg eine Eignungsfeststellung von Taleb A. als Psychiater in einem Bernburger Maßregelvollzug angeregt. Er und ein weiterer Polizist hätten die Bedenken gegenüber dem Revierleiter vorgetragen, sagte der zuständige Staatsschutz-Sachgebietsleiter am Montag im Untersuchungsausschuß des Landtages Sachsen-Anhalt. Wie es aber weitergegangen sei, wisse er nicht. Demnach hätte höhere Ebene gegebenenfalls an den Maßregelvollzug herantreten müssen, etwa das Landesinnenministerium.
Hintergrund war eine Gefährderansprache im September 2023. Der mutmaßliche Magdeburg-Attentäter hatte zuvor die Kölner Staatsanwaltschaft bedroht. Der zuständige Anzeigenbearbeiter im Salzlandkreis erklärte im Ausschuß, es habe keinen näheren Austausch zwischen ihm und den Staatsschutz-Kollegen gegeben, die die Ansprache durchgeführt hatten. Auch habe er nicht gewußt, daß Taleb A. zum damaligen Zeitpunkt Beschuldigter in anderen Verfahren gewesen sei.
Der Magdeburg-Anschlag forderte sechs Tote
Als Reaktion auf die Ergebnisse sagte der SPD-Obmann im Ausschuß, Rüdiger Erben, daß man nun den Revierleiter als Zeuge laden wolle. „Den wird man hören müssen“, hieß es von dem Landtagsabgeordneten gegenüber der dpa. FDP-Obmann Guido Kosmehl forderte, den Informationsaustausch innerhalb der Polizei „dringend“ zu verbessern. Im Revier Salzlandkreis sei einiges liegen geblieben. Grünen-Obmann Sebastian Striegel mahnte unter anderem, es müsse aufgearbeitet werden, ob der Arbeitgeber des Mannes gewarnt worden sei.
Am 20. Dezember 2024 hatte Taleb A. ein Auto in eine Menschenmenge auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt gesteuert. Sechs Menschen, darunter ein neunjähriger Junge, wurden ermordet, mindestens 323 wurden verletzt. Mitte November hatte der Prozeß gegen den Mann aus Saudi-Arabien begonnen. Bis Frühjahr 2026 soll der Untersuchungsausschuß im Landtag zudem seinen Abschlußbericht vorlegen. (kuk)






