LONDON. Gegen den irischen Comedian und Drehbuchautor Graham Linehan hat am Donnerstag ein Prozeß in London begonnen. Die britische Justiz wirft ihm vor, einen selbsternannten Transaktivisten mit mehreren Posts auf dem Kurznachrichtendienst X beleidigt zu haben. Zudem soll Linehan während einer transkritischen Konferenz den Kläger bedrängt haben, der ein Video von ihm machen wollte, und daraufhin sein Handy zerstört haben soll.
Der 18jährige, der sich Sophia Brooks nennt, sagte, Linehans Posts hätten ihn um seine eigene Sicherheit fürchten lassen. „Ein Prominenter mit einer halben Million Follower hat mich endlos im Netz belästigt, indem er Bilder von mir gepostet und mich mit fadenscheinigen Behauptungen verleumdet hat“, sagte er vor Gericht.
Der Drehbuchautor bestreitet alle Vorwürfe. Vor dem Betreten des Prozeßsaals war er mit einem Transparent mit der Aufschrift „Es gibt so etwas wie ‘Transgender-Kinder’ nicht“ erschienen.
Tories und Reform UK kritisierten Linehams Festnahme
Linehan war am Montag von fünf Polizisten am Flughafen Heathrow festgenommen worden. Die Polizei warf ihm „Anstiftung zur Gewalt“ vor, teilte ein Sprecher dem Talksender LBC News mit. Laut Linehan selbst war eine der Bedingungen für seine Freilassung, nicht mehr auf X zu posten. Auch zitierte er einige Tweets, die zur Festnahme geführt haben sollen. „Ein Foto, das man riechen kann“, hatte er im April auf X über einen LGBT-Protest vor seinem Fenster geschrieben. Dafür droht ihm ein weiterer Prozeß.
A photo you can smell pic.twitter.com/uWB2fCqQ6i
— Graham Linehan 🎗️ (@Glinner) April 19, 2025
Der Ire beklagte, „wie ein Terrorist“ festgenommen worden zu sein. „Alles wegen Witzen über irgendwelche psychotischen Transvestiten“, betonte er auf seinem Blog auf Substack. Er sei nach London zurückgekehrt, nur, um festzustellen, daß Großbritannien „nach wie vor“ ein „von Transaktivisten regierter Polizeistaat“ sei.
Kritik kam unter anderem von der Tory-Chefin Kemi Badenoch. „Fünf Beamte zu schicken, um einen Mann wegen Posts festzunehmen, ist keine Polizeiarbeit, sondern Politik“, schrieb die Vorsitzende der größten Oppositionspartei im Parlament auf X. Der Chef von Reform UK, Nigel Farage, warnte vor einem „Angriff auf die Meinungsfreiheit“. Auch der Präsident der Londoner Metropolitan Police, Mark Rowley, sprach sich dafür aus, die bestehenden Gesetze „zu ändern oder präzisieren“.
Sending five officers to arrest a man for a tweet isn’t policing, it’s politics. Under Labour, we routinely see burglary, knife crime and assaults go unsolved, while resources a re wasted on thought-policing.
It’s time this government told the police their job is to protect the… https://t.co/ufw2ipneQs
— Kemi Badenoch (@KemiBadenoch) September 2, 2025
Der Kläger soll selber Trans-Kritiker bedrängt haben
Seine Bekanntheit hatte Linehan als Autor von Sitcoms wie „Father Ted“, „Black Books“ und „The IT Crowd“ für den Sender Channel 4 erlangt. Letztere Serie bekam in Deutschland einen Ableger namens „Das iTeam – die Jungs an der Maus“. In einer Folge des Originalformats macht ein Protagonist Schluß mit einer Transfrau, nachdem sie ihm ihre Vergangenheit offenbarte. 2020 entfernte Channel 4 die Folge aus der Mediathek, weil diese als transfeindlich kritisiert worden war.
Mehrfach bemängelte Linehan die Methoden der Trans-Bewegung. „Sie verstehen nicht, welchen Schaden sie mit so manchen entsetzlichen Behauptungen machen“, hatte er 2019 der Tageszeitung The Irish Times gesagt.
Zwar sei es „natürlich schön“, wenn Transsexuelle endlich anerkannt würden, betonte aber, skeptisch gegenüber „einer frühen Bestärkung“ in der Transsexualität zu sein. „Verwirrten Kindern, die sich vielleicht jede Sekunde in ihrer eigenen Haut unwohl fühlen, zu sagen, daß sie im falschen Körper gefangen sind – das ist obszön. Als würde man magersüchtigen Kindern sagen, sie bräuchten eine Fettabsaugung.“
Zum nun verhandelten Vorfall mit Brooks war es Oktober 2024 bei der transkritischen Diskussionsveranstaltung „Battle of Ideas“ gekommen. Videomaterial zufolge nahm er Gesichter der Teilnehmer gegen deren Willen auf und weigerte sich, den Raum zu verlassen.
So this is the individual known as Tarquin (legal name Sophia Abigail Brooks). This totally innocent individual (a trans activist) has gone full account protected on his main shortly after he was arrested.
This video shows what a duplicitous little shit he is, attending a… pic.twitter.com/XgxxidbaRv
— nLighTn ~refanged~ (@LightShiner2) May 11, 2025
Wenige Tage zuvor hatte Linehan Brooks vorgeworfen, während einer weiteren transkritischen Diskussion der „LGB Alliance“ den Veranstaltungsort mit Insekten mitzugeflutet zu haben. Die Gruppe „Trans Kids Deserve Better“ hatte damit eine Evakuierung von 600 Personen im Gebäude erzwungen. (kuk)