BERLIN. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und seine Regierung haben im Ansehen der Deutschen neue Tiefpunkte erreicht. Das zeigt der „Deutschlandtrend“, den Infratest Dimap im Auftrag von ARD und der Welt erhoben hat. Zwei Drittel der Deutschen verneinen die Frage, ob der 69jährige „jemand ist, dem man vertrauen kann“. Offenbar hat die Täuschung über seine Haltung zur Schuldenbremse vor der Wahl und die Aufnahme von Rekordschulden nach der Wahl tiefe Spuren hinterlassen.
Auch die Zufriedenheit mit der Arbeit des Kabinetts ist nach nicht einmal 100 Tagen auf dem Niveau der Ampel angekommen. Aktuell sind lediglich 29 Prozent mit der CDU/CSU-SPD-Koalition „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“. Das sind zehn Prozentpunkte weniger als im Vormonat und der schlechteste Wert seit dem Amtsantritt im Mai. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) sind dagegen „weniger“ oder „gar nicht“ zufrieden. Das ist eine Steigerung um 15 Punkte.
Auffällig: Nur die Anhänger von CDU und CSU sind noch mehrheitlich zufrieden mit der Merz-Regierung – nämlich 64 Prozent. Die Unions-Wähler scheinen besonders genügsam zu sein und sich vor allem an der Regierungsmacht ihrer Parteien zu erfreuen. Denn nach Ansicht politischer Beobachter haben sich inhaltlich bisher vor allem die Sozialdemokraten durchgesetzt.
Kanzler Merz in allen Punkten im Minus
In allen wichtigen Punkten stellt eine Mehrheit der Deutschen dem CDU- und Regierungschef ein schlechtes Zeugnis aus. Jeweils sieht eine Minderheit ihn positiv und eine Mehrheit negativ. Im Saldo steht Merz überall im Minus. Die Befragten halten Merz nicht nur für nicht vertrauenswürdig. Lediglich 29 Prozent sind auch davon überzeugt, daß er „das Land gut durch eine Krise führen“ kann. 56 Prozent sagen das Gegenteil. Ist Merz „dem Amt des Bundeskanzlers gewachsen“? Das bejahen nur 42 Prozent – 50 Prozent glauben das nicht. 61 Prozent werfen ihm zudem vor, nicht „überzeugend“ kommunizieren zu können.
Es gibt nur einen Punkt, bei dem die Deutschen die Arbeit des Kanzlers unterstützen. Eine Mehrheit von 52 Prozent findet es „gut, wie klar sich Friedrich Merz gegen irreguläre Zuwanderung“ ausspricht. Allerdings macht sich auch in dieser Frage Enttäuschung breit. Denn kurz vor der Bundestagswahl sagten das noch 64 Prozent.
In den anderen Politikfeldern stößt Merz nur auf wenig Zustimmung. Nur 35 Prozent glauben, der Kanzler setze „deutsche Interessen international und in der EU erfolgreich“ durch. 52 sehen es andersherum. Seinen Ukraine-Kurs unterstützen 34 Prozent, 57 Prozent lehnen ihn ab.
Union verliert deutlich bei Sonntagsfrage
Im Ranking der Zufriedenheit mit Spitzenpolitikern stürzt der Kanzler um zehn Punkte ab und kommt nur noch auf 32 Prozent. 65 Prozent sind unzufrieden. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist der einzige, der mehr Zufriedene als Unzufriedene hinter sich versammelt.
Die Unzufriedenheit mit Merz und der Bundesregierung schlägt sich auch in der Sonntagsfrage nieder. Im Vergleich zum Vormonat verliert die Union im Deutschlandtrend drei Punkte und kommt nur noch auf 27 Prozent. Die AfD gewinnt einen Punkt auf nun 24 Prozent hinzu. Die Werte von SPD (13 Prozent), Grüne (zwölf) und Linke (zehn) bleiben unverändert. (fh)
Sonntagsfrage zur Bundestagswahl • Infratest dimap / ARD: CDU/CSU 27 % | AfD 24 % | SPD 13 % | GRÜNE 12 % | DIE LINKE 10 % | FDP 4 % | BSW 3 % | Sonstige 7 %
➤ Übersicht: https://t.co/Gzilw3J3L9
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