KIEW. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seinen Armeechef Walerij Saluschnyj abgesetzt. Bereits seit Tagen war über eine mögliche Entlassung Saluschnyjs spekuliert worden. „Ich habe ihm für zwei Jahre der Verteidigung gedankt“, sagte Selenskyj auf der Online-Plattform X über den ehemaligen Armeechef und betonte: „Die Zeit für eine Erneuerung ist jetzt.“
Today, I made the decision to renew the leadership of the Armed Forces of Ukraine.
I am grateful to General Zaluzhnyi for two years of defense. I appreciate every victory we have achieved together, thanks to all the Ukrainian warriors who are heroically carrying this war on… pic.twitter.com/GBj9gBI0vT
— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) February 8, 2024
Saluschnyj war im Juni 2021 zum Armeechef ernannt worden. Unter seiner Ägide konnte sich die Ukraine dem russischen Einmarsch vom Februar 2022 widersetzen und besetzte Gebiete zurückerobern. Als die Sommeroffensive 2023 jedoch weitestgehend scheiterte, wurden kritische Stimmen gegen Saluschnyj lauter.
Im November vergangenen Jahres wurde der Zwist zwischen Präsident Selenskyj und seinem Armeechef öffentlich, als Saluschnyj in einem Beitrag für die britische Zeitschrift The Economist schrieb, der Krieg am Boden befinde sich in einer Pattsituation, und nur ein großer technologischer Fortschritt könne die Ukraine wieder hoffen lassen. Präsident Selenskyj widersprach dieser Einschätzung öffentlich. Saluschnyj hat seine Absetzung bereits offiziell akzeptiert. Er nehme zur Kenntnis, daß sich jeder „an neue Realitäten anpassen muß“, schrieb der 50jährige auf der Online-Plattform Telegram.
Nachfolger mit Kampferfahrung in der Ostukraine
Nachfolger an der Spitze der ukrainischen Armee wird der bisherige Kommandant der Landstreitkräfte, Oleksandr Syrskyj. Er ist – ebenso wie sein Vorgänger – ein bekanntes Gesicht beim ukrainischen Volk und bei den Streitkräften. Als Generaloberst war er für die erfolgreiche Verteidigung Kiews zu Beginn des Krieges verantwortlich, auch die Rückeroberung von Teilen der Region Charkiw geschah unter Syrskyjs Kommando.
Syrskyj gilt als gut vernetzt mit dem Westen. 2013 wurde er Verbindungsoffizier zwischen dem ukrainischen Verteidigungsministerium und der Nato, um die ukrainische Armee an die Standards des transatlantischen Bündnisses anzupassen. Zudem war er 2014 an mehreren Kampfeinsätzen in den Regionen Donezk und Luhansk gegen die pro-russischen Separatisten beteiligt. 2019 wurde er Oberbefehlshaber der Bodentruppen, im Folgejahr Generaloberst. (st)