BOSTON. Die Präsidentin der amerikanischen Harvard-Universität, Claudine Gay, hat ihren Rücktritt bekanntgegeben. Hintergrund sind Plagiatsvorwürfe sowie ein Antisemitismus-Skandal, der ebenfalls das Massachusetts Institute of Technology (MIT) und die Universität von Pennsylvania (UPenn) betrifft. Im Verlauf dessen war bereits die UPenn-Präsidentin Liz Magill zurückgetreten.
Mit dem Rücktritt verliert die Harvard-Universität ihre erste schwarze Präsidentin nach nur knapp sechs Monaten im Amt. Gays Amtszeit ist somit die kürzeste in der Geschichte der Universität. Sie wird nun durch Alan Garber, den akademischen Direktor, vertreten, bis die Universität die Stelle neu besetzt.
Neue Plagiatsvorwürfe gegen Harvard-Präsidentin Gay
Bereits im Dezember ließ Harvard die akademische Arbeit von Gay prüfen und fand mehrere Stellen, an denen Quellen falsch zitiert wurden. Am Montag – einem Tag vor dem Rücktritt – berichtete der Washington Free Beacon von sechs weiteren anonymen Plagiatsvorwürfen, die bei der Universität eingegangen seien.
Hintergrund der Antisemitismus-Vorwürfe ist eine Anhörung im US-Kongreß, bei der Gay und Magill keine klaren Worte der Distanzierung fanden. Auf die Frage der republikanischen Abgeordneten Elise Stefanik, ob „Aufrufe zum Genozid an Juden“ mit den Regeln der Universitäten vereinbar seien, wichen beide Frauen aus. Gay meinte, es komme „auf den Kontext“ an.
Republikaner: „Größter Universitätsskandal in der Geschichte“
Stefanik lobte den Rücktritt auf X mit den Worten „TWO DOWN“ (deutsch: ZWEI WEG). Der Rücktritt sei längst überfällig gewesen und „nur der Anfang dessen, was der größte Skandal einer Hochschule oder Universität in der Geschichte sein wird“, schrieb die Republikanerin.
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TWO DOWN. @Harvard knows that this long overdue forced resignation of the antisemitic plagiarist president is just the beginning of what will be the greatest scandal of any college or university in history.https://t.co/ZJLxrHw1Zd
— Elise Stefanik (@EliseStefanik) January 2, 2024
Gay bedankte sich für ihre Zeit als Präsidentin. „Schweren Herzens, aber aus tiefer Liebe zu Harvard teile ich mit, daß ich von meinem Amt als Präsidentin zurücktrete“, sagte Gay am Dienstag. Und weiter: „Diese Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen.“ In Gesprächen mit der Universitätsleitung sei ihr jedoch klar geworden, daß ihr Rücktritt das Beste für Harvard sei.
Die Universität akzeptierte den Rücktritt „mit Bedauern“. In einer Stellungnahme beteuerte die Hochschule, daß Gay ihre Fehler akzeptiert habe und nun die Konsequenzen dafür trage. Zudem verurteilte Harvard etwaige „rassistische Beschimpfungen, die in schändlichen E-Mails und Anrufen gegen sie gerichtet wurden“. (sv)