TÜBINGEN. Der beabsichtigte Rauswurf zahlreicher Mieter in Lörrach, die Platz für Flüchtlinge machen sollen, schlägt weiter hohe Wellen. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) zeigte sich entsetzt über das Vorgehen. „Das hilft vielleicht bei der Unterbringung der Geflüchteten, aber es gefährdet den sozialen Frieden. Das dürfen wir nicht tun“, schrieb Palmer an seinen Lörracher Amtskollegen Jörg Lutz.
„Wenn der Bund die irreguläre Migration nicht verringern will oder kann und die Zahl der ausreisepflichtigen Migranten nicht verringern will oder kann, dann muß er damit klarkommen, daß überforderte Kommunen Notunterkünfte errichten“, schrieb Palmer auf Facebook. Es könne nicht die Lösung sein, Mietern nach 40 Jahren zu kündigen.
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Stadt nahm Hunderte Migranten auf
Der Lörracher Bürgermeister Lutz hatte sich am Montag hocherfreut darüber gezeigt, daß die städtische Wohnungsbaugesellschaft die Wohnungen für Flüchtlinge bereitstelle. „Die Wohnungen helfen uns sehr, die ankommenden Menschen in der Stadt mit Wohnraum zu versorgen und somit unserer städtischen Aufgabe nachzukommen.“
Den zum Teil hochbetagten und gesundheitlich schwer angeschlagenen Mietern versprach Lutz Hilfe beim Umzug und stellte ihnen neue Wohnungen in Aussicht. Ziel sei es, „individuelle und gute Lösung“ zu finden. Auf eine JF-Anfrage, auf welcher Rechtsgrundlage das städtische Unternehmen die bisherigen Bewohner rauswerfen wolle, antwortete die Stadt nicht. Lutz kündigte an, weitere Projekte „umsetzen, um alle zu erwartenden Menschen versorgen zu können“.
Die Stadt Lörrach hatte allein 2022 mit ihren rund 49.000 Einwohnern 638 Migranten aufgenommen. In diesem Jahr sollen nach ersten Schätzungen weitere 356 Asylsuchende und Ukrainer in der Gemeinde untergebracht werden. (ho)
Die bisherige Berichterstattung der JF zum Fall Lörrach:
>> Lörrach: Mieter müssen Flüchtlingen weichen
>> Kommentar: Verdrängung mit System
>> Flüchtlinge kommen: Das merkwürdige Spiel mit den Lörracher Mietern