MAGDEBURG. Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, hat angekündigt, die EKM werde auf Leitungsebene keine Kontakte zur AfD und ihren Vertretern pflegen. Als Grund dafür nennt er gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) massive Verleumdungen und Anfeindungen durch die Partei.
Schlimm daran sei besonders, daß sich durch solche Konflikte auch Mitchristen entfernten, obwohl sie im Grunde ihres Herzens weiterhin sehr gläubig seien, bedauerte der Theologe. Viele Bürger ließen sich durch rechte Parolen überzeugen und gingen folglich auf Distanz zu ihrer Kirche.
Die Ursache für diese Entwicklung sieht der Bischof in der turbulenten Weltlage. Viele „Ja-Nein-Entscheidungen“ seien zwar notwendig, jedoch seien die Antworten oftmals nur halb richtig. „Während der Pandemie haben wir gemerkt, daß die einfachen Antworten wie etwa ‚Der Impfstoff schützt‘ auf der einen Seite sowie ‚Impfen ist unsinnig‘ auf der anderen Seite nicht immer greifen“, sagte Kramer. Obwohl die wenigsten Medikamente zu hundert Prozent funktionierten, sei genau das behauptet und geglaubt worden. Das schüre Konflikte. „Da wird dann der jeweiligen Gegenseite etwas unterstellt, und dann läuft das aus dem Ruder.“
Landesbischof nimmt Politik gegen AfD-Kritik in Schutz
Obwohl die Politik in der aktuellen Lage nicht immer alles richtig mache, beruhe das nicht auf Bösartigkeit. Die AfD und die „Neue Rechte“ hingegen unterstellten ihren Gegnern genau das. Bestimmt gebe es weiterhin einzelne Kontakte zwischen Kirchenmitgliedern, Gemeindepfarrern und AfD-Mitgliedern, doch „diese Partei hat ihre Feindseligkeit uns gegenüber mehrfach öffentlich vorgetragen“, konstatierte der leitende Geistliche. „Für uns gilt der Grundsatz: Wir lieben unsere Feinde, aber wir müssen nicht mit ihnen Umgang pflegen.“
Die EKM ist ein 2009 vollzogener Zusammenschluß der früheren Landeskirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen. Ihr gehören laut eigenen Angaben etwa 638.000 Mitglieder an. (st)