TEHERAN. Der russische Präsident Wladimir Putin hat den Energiekonzern Gazprom vor Vorwürfen der Vertragsverletzung in Schutz genommen. „Gazprom hat all seine Verpflichtung im Rahmen der geltenden Lieferverträge erfüllt, erfüllt sie auch heute noch und wird sie auch in Zukunft erfüllen“, betonte er am Mittwoch laut der russischen Nachrichtenagentur Tass bei einer Pressekonferenz in Teheran am Rande eines Treffens mit den Staatchefs der Türkei und des Irans. Leider werde das Unternehmen immer wieder bei seiner Arbeit behindert – so habe etwa die Ukraine erst kürzlich eine Gasleitung dichtgemacht.
Putin jokes that Europe’s obsession with all things non-traditional landed them in the current energy crisis. pic.twitter.com/PzOOW8yg3V
— Putin Direct (@PutinDirect) July 20, 2022
Putin: „Die EU ignoriert traditionelle Energiegewinnung“
Außerdem machte Putin die EU für die sich abzeichnende Gas-Krise mitverantwortlich. „Es lohnt sich wahrscheinlich nicht wirklich, sich in die Details der europäischen Energiepolitik zu vertiefen. Die europäischen Staaten setzen auf neuartige Formen der Energiegewinnung, während sie die alten einfach über Bord werfen“, bemängelte der 69jährige.
Gazprom habe bisher noch keinerlei Dokumente über die Rückführung einer dringend benötigten Turbine für die konzerneigenen Gas-Pipelines erhalten. Ohne diese könne man aber nur noch die Hälfte des ansonsten gelieferten Gases nach Europa leiten. Moskau sei bereit, die Ostsee-Trasse Nord-Stream 2 in Betrieb zu nehmen. Aber auch hier seien die Liefermöglichkeiten aufgrund erhöhten Eigenbedarfs momentan eingeschränkt, erläuterte Putin weiter.
Erst am Dienstag hatte sich der Gas-Riese auf höhere Gewalt berufen, um sich juristisch für den Fall von Lieferausfällen in die EU abzusichern. Unterdessen teilte der deutsche Netzbetreiber Gascade mit, daß man ab Donnerstag wieder mit Gaslieferungen durch die Nord Stream 1-Pipeline rechnen könne.
Erdoğan läßt Putin demonstrativ auf sich warten
Das Treffen des sogenannten Astana-Formats zur Beilegung des Syrien-Konflikts war von Spannungen zwischen den Teilnehmerstaaten geprägt. Während die Türkei ihren Militäreinsatz im Norden des kriegsgeschüttelten Landes fortsetzen will, sprachen sich Teheran und Moskau gegen weitere türkische Interventionen aus.
Erdogan gives Putin a little taste of his own medicine pic.twitter.com/hY8RNuJRek
— Alec Luhn (@ASLuhn) July 19, 2022
Die Verstimmung wurde augenfällig, als der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan Putin vor versammelter Presse auf den öffentlichen Händedruck warten ließ. (fw)