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Berliner Stadtschloß: Edler Beifang

Berliner Stadtschloß: Edler Beifang

Berliner Stadtschloß: Edler Beifang

Das wiederaufgebaute Berliner Stadtschloß: Nur Spender mit der richtigen Gesinnung Foto: picture alliance / Zoonar | elxeneize
Das wiederaufgebaute Berliner Stadtschloß: Nur Spender mit der richtigen Gesinnung Foto: picture alliance / Zoonar | elxeneize
Das wiederaufgebaute Berliner Stadtschloß: Nur Spender mit der richtigen Gesinnung Foto: picture alliance / Zoonar | elxeneize
Berliner Stadtschloß
 

Edler Beifang

Der Förderverein Wilhelm von Boddiens hat für die Rekonstruktion der Fassaden des Berliner Stadtschlosses 116,5 Millionen Euro Spenden eingesammelt. Trotzdem glaubt der Vorstand des Humboldt-Forums die verdienstvolle Initiative gängeln und demütigen zu dürfen. Ein Kommentar von Andreas Lombard.
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Der Förderverein Wilhelm von Boddiens hat für die Rekonstruktion der Fassaden des Berliner Stadtschlosses 116,5 Millionen Euro Spenden eingesammelt. Trotzdem glaubt der Vorstand des Humboldt-Forums die verdienstvolle Initiative gängeln und demütigen zu dürfen. Er hat sich darüber empört, daß es Spenden von Dieter Stein und der JUNGEN FREIHEIT gab und daß ein eigens als rechtsextrem und antisemitisch verleumdeter Schloßförderer, der Bankier Ehrhardt Bödecker (1925–2016), gar für seine Großzügigkeit geehrt wurde. Im Dezember 2021 forderte der Vorstand des Humboldt-Forums Wilhelm von Boddien und den Theologen Richard Schröder tatsächlich auf, „die Liste“ der „Spenderinnen und Spender kritisch (zu) überprüfen und gegebenenfalls Spenden zurück(zu)zahlen“.

Das Humboldt-Forum verdankt nicht nur seinen Sitz, sondern auch seine Existenz unter anderem dem dreißigjährigen Einsatz von Boddiens, der den Anstoß zu einer Rekonstruktion gab, für die man, seltsam genug, jahrelang eine Nutzung suchte. Von ferne erinnern die aktuellen Schloßbewohner an die Freier der Penelope – vielleicht weil sie wissen, daß sie eigentlich anstelle des Bundespräsidenten oder des Bundeskanzlers ins Schloß gezogen sind? Der größere Skandal hinter ihrem skurrilen Schauprozeß ist denn auch der grobe Undank, der unter zivilisierten Umständen zur Freistellung des Vorstands samt Hausverbot geführt hätte.

Das mitregierende SED-Personal ist gegen Stadtschloß

Natürlich ist Generalintendant Hartmut Dorgerloh, der zunächst bis 2023 berufen wurde, um seine Rolle nicht zu beneiden. Da hat man schon das Schatzkästlein der Nation demütig mit Kunstwerken aus Afrika und Ozeanien gefüllt, wie sie übrigens auch Gegenstand der Forschungen Kaiser Wilhelms II. im holländischen Exil waren, und nun wird darüber debattiert, die Pretiosen aus aller Herren Länder an diese zurückzugeben. Was dann? Das in Berlin mitregierende SED-Personal würde das Schloß am liebsten zum zweiten Mal durch den Palast der Republik ersetzen, um den x-ten Sieg über das untergegangene Preußen-Deutschland zu feiern.

Natürlich ist es selbstzerstörerisch, einen totalitären Kampf gegen „rechts“ zu führen, der noch die bescheidensten Bedürfnisse nach positiver Identifikation mit unserer Herkunft ausmerzen will. Das ist unmenschlich, und potentiell ist es so grausam wie jede andere Kulturrevolution auch. Darüber hinaus sind es aber doch Schloßherren, die sich entschlossen haben, gegen Schloßliebhaber vorzugehen – als würden Könige üblicherweise gegen Monarchisten kämpfen. Die Herren der späten Bundesrepublik sonnen sich in einem hauptstädtischen Prunk, den sie als edlen Beifang gern mitnehmen und dessen tiefere Bedeutung für das Land sie zugleich bekämpfen: lauter Könige, die sich für Robespierres halten. Das ist nicht nur verrückt.

JF 25/22

Das wiederaufgebaute Berliner Stadtschloß: Nur Spender mit der richtigen Gesinnung Foto: picture alliance / Zoonar | elxeneize
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