Der Marshallplan von 1947: US-Medizin gegen Trümmer und Stalin

Der Marschallplan regelte den Wiederaufbau in Westdeutschland und Westberlin nach dem Zweiten Weltkrieg Foto: picture alliance / AP | –

Der Marshallplan von 1947

US-Medizin gegen Trümmer und Stalin

Geschichte

05. Juni 2022

Autor: Lothar Höbelt

14 Kommentare

Es schlug die Stunde der Militärs und Manager. Das Aufbauprogramm des US-Außenminister George C. Marshall vom Juni 1947 stand in Zusammenhang mit der Truman-Doktrin. Es sollte „Uncle Joe“ – wie der sowjetische Diktator Josef Stalin noch kurz zuvor verhätschelt wurde – in seine Schranken weisen.

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Kommentare

Peter Ehrlich sagt:

6. Juni 2022 um 19:06 Uhr

Es war eine Anschubfinanzierung, die den Wiederaufbau begünstigt hat. Amerika war allerdings auch bei der totalen Zerstörung Deutschlands beteiligt. Statt kriegswichtige Industrien zu zerstören, hat man Wohnquartiere in den Städten in Schutt und Asche gelegt. Man denke nur an die Zerstörung von Dresden bei Kriegsende Februar 1945! Dort gab es keine Rüstungsindustrie und kriegswichtige Einrichtungen. Unzählige Menschen kamen dort bei einem Bombeninferno ums Leben.
Der Marshallplan diente auch den Amerikanern, um Einfluss in Deutschland zu gewinnen. Im Übrigen haben die Deutschen sdelbst die Trümmer beseitigt und das Land wieder aufgebaut. Dazu mußten noch 15 Millionen Vertriebene aus den Ostgebieten und dem Sudetenland aufgenommen und untergebracht werden.

Der Marshallplan war gut, man sollte in aber nicht überbwerten, was heute gern getan wird! Auch ohne Marshallplan wäre Deutschland aufgebaut worden, hätte aber etwas länger gedauert.
Carsten Schulz sagt:

6. Juni 2022 um 13:51 Uhr

Der Marshallplan war vor allem deshalb eine Erfolgsgeschichte, weil er eben nur eine begrenzte Anschubfinanzierung war, im besten Sinne Hilfe zur Selbsthilfe. Mindestens genau so wichtig war der Wiederaufbauwille und der Fleiß des Deutschen Volkes sowie die Attraktivität des US-amerikanischen Lebensmodells. Eines war der Marshallplan aber nicht: Alimentation und Anreiz zum Nichtstun.
Diogenes sagt:

6. Juni 2022 um 12:26 Uhr

Ein wichtiger Aspekt, sehr gut auf den Punkt gebracht, ist dieser:

„Es ist ein kurioser Vorwurf, der Marshallplan hätte US-Interessen gedient. Was denn auch sonst? Die heutige Maxime, daß Regierungen in erster Linie für Dinge belobigt werden, die ihren Bürgern schaden, war ein Topos, der sich damals weder diesseits noch jenseits des Atlantik fand. … Der Marshallplan füllte eine Lücke, er half den Übergang bewältigen zwischen Kriegswirtschaft und Wirtschaftswunder, die Schubumkehr zwischen dem Weltkrieg und dem Kalten Krieg zu vollenden. Nur ein kleiner Teil der Lieferungen mußte zurückgezahlt werden.“

„Erfolgreiche Politik besteht nicht aus Gutmenschentum“
Jeder hat notwendigerweise seine Interessen, und sein Elementar-Interesse ist, zu überleben. Wenn jeder seine Interessen verfolgt, aber jeder auch darauf sieht, abwehrfähig zu sein gegen Übergriffe der anderen, dann ist allen gedient.

Daß Deutschland durch Milde und caritativen Opfersinn der „Weltgemeinschaft“ wieder aufgebaut und ihm durch Gnade sein Platz in dieser eingeräumt worden sei, ist tatsächlich ein Rührstück.
Natürlich mit einem Zweck: Daß Deutschland dankbar und folgsam auf seinem „Platz“ verharrt.
1. Diogenes sagt:
  
  6. Juni 2022 um 14:25 Uhr
  
  Dankbarkeit ist aber grundsätzlich durchaus eine Tugend. Und sehr wohl gibt es immer wieder caritative Akte. Da ist Dankbarkeit geboten, selbst dann (oder gerade dann) wenn der Geber garkeine Erwartungen hat.
Horrex sagt:

6. Juni 2022 um 11:14 Uhr

Ich wundere mich immer wieder, wie enorm stark hier (und anderswo) bei nicht wenigen Kommentar eine (mindestens) latente US-Feindlichkeit durchscheint, wenn sie nicht sogar dominier! Häufig pepaart mit einem großen Maß an Unkenntnis von Hintergründen und Zusammenhängen. –
1. Peter Ehrlich sagt:
  
  6. Juni 2022 um 18:11 Uhr
  
  Was heißt hier latente US-Feindlichkeit? Man wird doch wohl Kritik an den USA üben können.
  Die Hilfe der USA an Deutschland war auch teilweise auf Eigennutz der Anerikaner gegründet. Merke: Was der Amerikaner an Hilfe im Ausland leistet, geschieht letztlich immer zum eigenen Nutzen! Auch heute wird Deutschland noch immer als Kolonie der USA betrachtet. Wirkliche Souveränität besitzt Deutschland bis heute nicht. Und was die Aktivitäten der USA zur Zeit in der Ukraine betrifft, dient nur der Machterweiterung der Amerikaner. Sie liefern Waffen und Feuern den Konflikt dort an – und Europa kann Millionen von Flüchtlingen aufnehmen.
  
  Ich glaube sehr wohl, dass bei den Kommentatoren in der Tat ein großes Maß an Hintergrundwissen vorhanden ist und sie Zusammenhänge kennen!
2. Diogenes sagt:
  
  6. Juni 2022 um 23:38 Uhr
  
  Es gibt immer wieder Fälle von offensichtlicher US-Feindlichkeit, die an Hintergründen und Zusammenhängen aktiv un-interessiert ist. Um ihre Ressentiments ungestört pflegen zu können.
  
  Das ändert aber nichts daran, daß auch die USA nur eine Weltmacht sind wie alle anderen Weltmächte auch. Weltmächte sind nie frei vom Geist des Imperialismus. Mit allem, was sich daraus ergibt. Dieses aufzuzeigen und zu kritisieren ist noch lange keine US-Feindlichkeit in obigem Sinne.
  
  Für bürgerlich-freiheitlich gesinnte Menschen hat die Weltmacht USA immerhin den Vorzug, daß ihre Geschichte der Beleg dafür ist, daß der bürgerlich-freiheitliche Staat funktionieren kann (so lange er nicht von den „Liberals“ unterwandert wird, die das Imperium mit der NGO-Waffe mehren), und der Obrigkeitsstaat weder alternativlos ist noch „von Gottes Gnaden“.
3. Rüdiger_Happ sagt:
  
  7. Juni 2022 um 10:41 Uhr
  
  Allerdings! Bei einer Solidaritätsveranstaltung zugunsten der Ukraine auf dem Tübinger Holzmarkt waren auch die Jugendorganisationen der Parteien präsent – außer die der AfD und der Linkspartei. – Fleischhauer auf FOCUS: „Man braucht sich nur einmal im Bundestag anzuschauen, wer pro Putin ist, und man weiß, daß die Hufeisentheorie stimmt.“ Leider! *seufz* Ich hab schon im Herbst nimmer AfD gewählt, und seit sie sich so halb an die Seite Putins stellt, habe ich noch weniger Lust, sie zu wählen.
  1. Diogenes sagt:
    
    7. Juni 2022 um 13:13 Uhr
    
    Bei denen, die da in diesen Tagen massenhaft zu Solidaritätsveranstaltungen strömen, fallen die meisten meines Erachtens ebenfalls unter „Unkenntnis von Hintergründen und Zusammenhängen“.
    
    Der Böse Putin (Goliath) hat die Kleine Ukraine (David) überfallen. Daß im Osten Europas der Frieden verloren gegangen ist, daran ist allein der Putin schuld. Weg mit dem, Regime-Change.
    
    Das ist seitens des Westens selbstgerecht. Man hat es 30 Jahre lang nicht für nötig gehalten, auf stabile Verhältnisse hinzuarbeiten, durch permanenten Dialog. Damit ist der Westen mitschuldig daran, daß jetzt geschossen wird. Aber man badet in Selbstgerechtigkeit.
    
    Ganz klar, Putin will dem Ukrainischen Volk die Freiheit nehmen und sein Gebiet imperialistisch ausdehnen. Für freiheitlich-patriotisch Gesinnte ergibt sich daraus, daß Putin durch einen Gegenangriff (D-Day) aller anti-imperialistischen Staaten gestoppt werden müßte.
    
    Hätte der Westen es nicht durch seine Schnöseligkeit „versaut“, dann hätte Rußland die Souveränität der Völker anerkannt und die Russischen Minderheiten in den Osteuropa Staaten wären geschützt und pazifiert.
    
    Jetzt bleibt dem Westen nur noch, seine „Solidarität“ zu zelebrieren.
  2. Diogenes sagt:
    
    7. Juni 2022 um 13:23 Uhr
    
    Übrigens wurde Putin zusätzlich auch noch animiert, auf die militärische Karte zu setzen, durch die im Westen pazifistisch zelebrierte Nie-wieder-Krieg-Mentalität, allen voran Deutschland mit seiner systematischen „Zerstörung“ der Bundeswehr.
    
    Dialog war dringend geboten, er wurde versäumt. Dialog wäre allerdings auch nutzlos gewesen vor dem Bild das der Westen militärpolitisch 30 Jahre lang abgegeben hat.
Ernuwieder sagt:

6. Juni 2022 um 9:09 Uhr

In der Breite der Bevölkerung herrscht leider immenses Unwissen über den Marshall-Plan, aber dafür umso stärkere Mythenbildung.
Letztendlich ist das Narrativ, die Amerikaner hätten großzügigst das Füllhorn über die Deutschen ausgeschüttet (obwohl die doch eigentlich einen Genozid verdient hätten) ein wichtiger Baustein in der streng hierarchisch konzipierten Westbindung Deutschlands. Ein Rührstück. Die Deutschen sollen ewig dankbar sein, daß ihnen seitens der „Weltgemeinschaft“ gnädigst ein Existenzrecht eingeräumt wird…

Letztendlich war das Wirtschaftswunder weniger die Folge von den paar Mio. $$ Anschubfinanzierung (ohnehin weitestgehend rückzuzahlende Kredite), sondern schlicht der Tatsache, daß die (west-)deutsche Volkswirtschaft zum ersten Mal seit 1914 endlich wieder gleichberechtigt, ohne Ausgrenzungen, künstliche Benachteiligungen und Restriktionen am Welthandel teilnehmen durfte und so ihre natürliche bzw. bereits bestehende Kraft im Wettbewerb entfalten konnte.

Zudem sollte man auch mal hinterfragen, woher die Amis überhaupt das ganze Geld hatten. Zumindest ein Teil davon geht auf Patente-Raub von den unterworfenen Völkern und Kriegsgewinnlereien aus dem WK1 zurück.
1. Joachim Reuter sagt:
  
  6. Juni 2022 um 12:45 Uhr
  
  Wie alle souveränen Staaten der Welt, tuen auch die USA nichts, was ihnen nicht direkt oder indirekt so sehr nützt, daß der Einsatz ihnen wirtschaftlich, politisch, militärisch oder geostrategische einen Gewinn einbringt.
  
  Das anzumerken hat nichts mit Ressentiments, Feindseligkeit oder Vorurteilen zu tun, sondern beschreibt die Realitäten auf der Welt. Eine andere Sichtweise ist nur im kulturell umerzogenen Deutschland zu finden.
  
  Mir ist nicht bekannt, daß sich Japaner bei den US-Amerikanern für die „Befreiung“ ihres Landes (einschließlich nuklearer Verwüstung) bedankt hätten. So solchen Gesten sind nur charakterliche Krüppel fähig. Die Japaner haben sich ihre Kultur bewahrt.
  1. Peter Ehrlich sagt:
    
    6. Juni 2022 um 18:53 Uhr
    
    Bedankt haben sich nur die Deutschen für die „Befreiung“. Es war gut, dass die NS-Herrschaft ein Ende fand. Aber Befreiung…………… Die deutschen Ostgebiete mussten abgetreten werden und 12 Millionen Deutsche wurden brutal vertrieben. Dazu kamen 3 Millionen Suden-Deutsche, die aus dem Sudenland vertrieben wurden. Und das alles mit Zustimmung der Amewrikaner bei der Konferenzen in Jalta und Cecilienhof in Potsdam.
Fernando sagt:

5. Juni 2022 um 23:26 Uhr

Durch den Marshall-Plan konnten sich die USA, nachdem sie bereits militärisch präsent waren, in Westeuropa auch in wirtschaftspolitischer Hinsicht festsetzen und sich als (vermeintlicher) Wohltäter eine Einflußsphäre schaffen, die bis heute fortbesteht. Am derzeitigen Ukraine-Konklikt kann man den europäischen Mangel an Eigenständigkeit gut ablesen – ebenso am panischen und überstürzten Abzug aus Afghanistan im Sommer letzten Jahres.