BERLIN. Die Vorsitzende der Linkspartei, Susanne Hennig-Wellsow, ist mit sofortiger Wirkung von ihrem Amt zurückgetreten. „Eine programmatische, strategische und kulturelle Erneuerung der Linken ist nötig, wir wissen es seit Jahren. Ich habe das mir Mögliche versucht, dazu beizutragen. Wir sind aber auf diesem Weg bisher nicht so weit gekommen, wie es meiner Ansicht nach nötig wäre“, begründete sie den Schritt in einer Erklärung.
Sie übernahm die Verantwortung für das schlechte Abschneiden der Partei bei der vergangenen Bundestagswahl. Dort war die Linkspartei mit 4,9 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert, durch den Gewinn von drei Direktmandaten aber dennoch in Fraktionsstärke in das Parlament eingezogen.
Verheerende Wahlergebnisse
Ein weiterer Grund seien die Berichte über zahlreiche sexuelle Übergriffe in der Partei in der Partei, die teilweise auch direkt mit Hennig-Wellsows Co-Vorsitzenden Janine Wissler in Verbindung gebracht werden: „Der Umgang mit Sexismus in den eigenen Reihen hat eklatante Defizite unserer Partei offengelegt. Ich entschuldige mich bei den Betroffenen und unterstütze alle Anstrengungen, die jetzt nötig sind, um aus der LINKEN eine Partei zu machen, in der Sexismus keinen Platz hat.“ Zudem wolle sie sich mehr um ihren achtjährigen Sohn kümmern.
Nach der Landtagswahl im Saarland Ende März, bei der die Linkspartei mit massiven Verlusten aus dem Parlament flog, war der innerparteiliche Druck auf Hennig-Wellsow weiter gestiegen. Sie führte die Partei seit 2021 zusammen mit Wissler. (ho)