BERLIN. Der SPD-Kreisverband Heidelberg hat ein Parteiausschlußverfahren gegen Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) beantragt. „Wir haben festgestellt, daß der Altkanzler mit seinem Verhalten der Partei schweren Schaden zufügt“, teilte der SPD-Ortsvorsitzende Tim Tugendhat am Dienstag auf Twitter mit. Schröder hatte sich nach dem Einmarsch der russischen Streitkräfte in die Ukraine geweigert, seine Posten in russischen Energieunternehmen aufzugeben.
Unterdessen haben in Göttingen die CDU, die Jungen Liberalen und der CDU-nahe RCDS die Aberkennung von Schröders Ehrendoktorwürde von der dortigen Universität gefordert. „Ein Ehrendoktor soll immer auch ein Aushängeschild der Universität darstellen. Gerhard Schröder hat es aber bis heute nicht geschafft, sich von seinem engen Vertrauten Waldimir Putin und dessen aggressiven Kriegshandlungen zu distanzieren“, unterstrich die niedersächsische RCDS-Landesvorsitzende Inken Wellmann in einer am Mittwoch veröffentlichten Petition. Wer sich nicht gegen den Krieg aussprechen könne, habe es nicht verdient, derartig von einer Universität gewürdigt zu werden.
Fußballvereine distanzieren sich von Schröder
Der Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund hat dem Altkanzler derweil die Ehrenmitgliedschaft entzogen. Der Zweitligist Hannover 96 kündigte ebenfalls an, den Vereinsausschluß Schröders zu erwägen. „Grund sind die nach Ansicht des Vorstands offensichtlich den Werten des Vereins widersprechenden Werte von Herrn Schröder in Verbindung mit seinen öffentlichen Äußerungen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, seine aktuelle Tätigkeit beim russischen Konzern Rosneft sowie die angestrebte Tätigkeit beim ebenfalls russischen Konzern Gazprom“, erläuterte der niedersächsische Club. Schröders zweite Ehefrau verteidigte ihren Mann zunächst in einem Instagram-Beitrag, löschte diesen aber bald daraufhin wieder.
Aber auch die Mitarbeiter von Schröders Büro im Bundestag haben dem Altkanzler inzwischen den Rücken gekehrt. „Ich kann bestätigen, daß die vier Mitarbeiter in dem Büro gebeten haben, wieder in anderen Funktionen zu arbeiten“, sagte der Büroleiter und Redenschreiber des Sozialdemokraten, Albrecht Funk, am Dienstag laut der Nachrichtenagentur Reuters. (fw)