BERLIN. Bei der Bundestagswahl haben gleich mehrere hochrangige Unionspolitiker ihre Direktmandate verpaßt. Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) scheiterte im hessischen Wahlkreis Gießen mit 29,6 Prozent knapp gegen den dortigen SPD-Kandidaten Felix Döring, der auf 30,4 Prozent kam.
Ebenso erging es Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner in Rheinland-Pfalz. Sie erreichte im Wahlkreis Kreuznach 29,1 Prozent und verlor gegen den SPD-Kandidaten Joe Weingarten (33 Prozent). Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer scheiterte mit dem Versuch, das Direktmandat im Wahlkreis Saarbrücken für die CDU zurückzuerobern. Sie bekam 25,1 Prozent der Erststimmen, Josephine Ortleb von der SPD 36,9 Prozent.
Ebenfalls im Saarland gewann Außenminister Heiko Maas mit 36,7 Prozent gegen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU, 28 Prozent). Sowohl Kramp-Karrenbauer als auch Altmaier ziehen jedoch über die Landesliste in den Bundestag. Gleiches gilt für Klöckner und für Philipp Amthor, der in seinem Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern gegen SPD-Politiker Erik von Malottki verlor.
Özdemir Stimmenkönig in Baden-Württemberg
Einen großen Erfolg hingegen konnte der Gesundheitsexperte der SPD, Karl Lauterbach, für sich verbuchen. Von seinen Parteifreunden mit einem eher aussichtslosen hinteren Listenplatz ausgestattet, holte Lauterbach das Direktmandat im Wahlkreis Leverkusen – Köln IV mit 45,6 Prozent.
Für die SPD gewannen auch der frühere Juso-Chef Kevin Kühnert (Berlin) und der ehemalige SPD-Fraktionschef in Schleswig-Holstein, Ralf Stegner (Pinneberg), die Direktmandate. SPD-Chefin Saskia Esken scheiterte dagegen in Calw gegen den CDU-Politiker Klaus Mack, und zieht nur über die baden-württembergische Landesliste in den Bundestag ein.
Auch die Grünen können sich über mehrere gewonnene Wahlkreise freuen. In Baden-Württemberg holte die Partei erstmals bei einer Bundestagswahl Direktmandate. So gewann Ex-Grünen-Chef Cem Özdemir (Stuttgart) und wurde mit 40 Prozent sogar Stimmenkönig in Baden-Württemberg.
Auch Chantal Kopf (Freiburg), Zoe Mayer (Karlsruhe) und Franziska Brantner (Heidelberg) siegten in ihren Wahlkreisen. In Bayern gewann Jamila Schäfer in München-Süd das erste bayerische Direktmandat in der Geschichte. (krk)