BERLIN. Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat auch in ihren Reden plagiiert. Der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber und sein Team fanden in 29 Fällen verifizierte abgeschriebene Passagen, teilte Weber am Dienstag mit. „Baerbock wendet dieselbe quellenunkritische Arbeitstechnik wie in ihrem Buch ‘Jetzt’ seit mindestens 2014 auch bei ihren politischen Reden an.“
Weber konnte anhand von Redemanuskripten Baerbocks nachweisen, daß die Grünen-Chefin beispielsweise aus dem Online-Lexikon Wikipedia, aus Zeitungsartikeln und von anderen Politikern abschrieb. Vor allem plagiierte sie bei Passagen, in denen es um Klimawandel oder Klimaschutz geht, und die zu den Kernthemen der Grünen zählen.
Rund 100 plagiierte Stellen in Baerbock-Buch
„Selbstverständlich können politische Reden keine Quellenangaben enthalten. Daraus folgt aber nicht, daß es ethisch sauber und vor allem quellenkritisch korrekt ist, in politischen Reden einfach Zeitungsberichte oder Darstellungen aus Wikipedia abzukupfern und als eigene Gedanken und Worte auszugeben“, kritisierte der Plagiatsjäger. Vor allem entstehe auf diese Weise „ein Problem mit der Verläßlichkeit der wiedergegeben Fakten und der Glaubwürdigkeit der Rednerin“.
Erst vergangene Woche hatte Weber das Ergebnis einer erneuten Prüfung von Baerbocks Buch veröffentlicht. Laut dieser plagiierte die Politikerin rund 100 Mal. Weber erklärte, er gehe davon aus, daß Baerbock aus noch mehr Büchern als den bereits bekannten abgeschrieben habe. „Diese Untersuchung wurde mit 100 Plagiatsfragmenten beendet und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist vielmehr sehr wahrscheinlich, daß das gesamte Buch plagiiert wurde“. (ls)