Hat sich ein Bremer SPD-Kommunalpolitiker über den Tod des AfD-Abgeordneten Mark Runge lustig gemacht, diesen sogar noch begrüßt? Diesen Eindruck haben zumindest viele Nutzer in den sozialen Medien bekommen.
Am Donnerstag nachmittag verbreitete sich die Nachricht, daß der AfD-Abgeordnete der Bremischen Bürgerschaft, Mark Runge, im Alter von nur 38 Jahren verstorben war. Neben lokalen Medien meldete dies auch die Bremische Bürgerschaft auf ihrem Twitter-Account um 17.00 Uhr.
In stillem Gedenken: Die Bremische Bürgerschaft trauert um den Abgeordneten Mark Runge, der gestern (14.7.) überraschend verstorben ist – im Alter von nur 38 Jahren. Runge wurde bei der Bürgerschaftswahl 2019 für die AfD erstmals ins Parlament gewählt. #HBBue #Bremen pic.twitter.com/6loDdkyPZ0
— Bremische Bürgerschaft (@HBBuergerschaft) July 15, 2021
Wenig später, um 19.52 Uhr, postete der Bremer SPD-Lokalpolitiker Peter Nowack auf Facebook: „Einer weniger“.
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Schnell machte sich Empörung unter dem Beitrag breit. Nowack wurde gefragt, ob er diesen wirklich angemessen finde. Schließlich hinterläßt Runge Frau und Kinder. Auf die Frage: „Findest du es angebracht? Klar ich kann diese Leute auch nicht leiden, trotzdem sollte man Takt wahren, wenn ein Mensch gestorben ist.“ Antwortet Nowack um 20.24 Uhr: „Das mit dem Takt ist mir sowas von egal. Ich stelle etwas fest.“
Doch mit der immer lauter werdenden Kritik ruderte der SPD-Mann dann langsam doch zurück. Als jemand von ihm wissen wollte, worauf sich das „Einer weniger“ beziehe, schrieb er um 22.10 Uhr: „auf eine schlimme Erfahrung“.
Halbherziges „Sorry“
Als ihm entgegnet wurde, daß es taktlos sei, sich so zum Tod eines Menschen zu äußern, schrieb Nowack um 22.23 Uhr: „Wie kommst Du darauf, daß ich von Runge rede?“
Um 22.41 Uhr behauptete er dann, sein Eintrag habe sich auf einen Schädling bezogen, der seine Blumen befallen habe und postete ein Foto eines toten Käfers. Glauben wollte ihm das aber niemand.
Am Freitag morgen dann meldete sich der Sozialdemokrat nochmals recht kleinlaut unter seinem Post vom Abend zu Wort. Um 9.52 Uhr schrieb Nowack, es habe sich alles nur um ein Experiment gehandelt. „Okay. Ich gebe es zu. Es war nicht klug, sofort einzugreifen, als da eine Verbindung hergestellt wurde, um die es eigentlich nicht ging.“
In ihm sei plötzlich das Gefühl aufgekommen, „mal zu beobachten, wie sich so etwas entwickelt. Wenn einer beginnt, etwas zu interpretieren und alle anderen darauf abfahren und sich das Ganze immer mehr steigert. Ich werde so etwas nicht wieder tun. Sorry.“
Wenig glaubhafte Ausrede
Glaubhaft klingt die Ausrede allerdings nicht. Denn nahezu zeitgleich hatte Nowack am Donnerstag abend auch an anderer Stelle auf Facebook kommentiert. Genauer gesagt auf der Seite der SPD-Beiratsfraktion Blumenthal. Diese hatte in einem Post den Angehörigen Runges ihr Beileid ausgesprochen. „Nichts hat uns politisch mit Mark Runge und seiner AfD verbunden. Im Gegenteil! Aber wir Sozialdemokraten stehen für Menschlichkeit, Anstand und Anteilnahme! Kinder haben den Vater verloren und seine Frau hat ihren Partner verloren. Das ist sehr traurig und daher sprechen wir den Angehörigen, insbesondere dem Beiratsmitglied Natascha Runge unser aufrichtiges Mitgefühl aus“, heiß es in dem Beitrag.
Um 22.11 Uhr schrieb Nowack dort über Runge „Er war ‘völkisch’“. Auf den freundlich gemeinten Hinweis: „Er ist verstorben, Peter. Laß es gut sein, er hinterläßt Frau und Kinder.“ fiel dem SPD-Mann nur ein: „Die Frau ist auch völkisch.“