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Sexuelle Orientierung und Politik: Warum die Linke für Schwule keine Alternative ist

Sexuelle Orientierung und Politik: Warum die Linke für Schwule keine Alternative ist

Sexuelle Orientierung und Politik: Warum die Linke für Schwule keine Alternative ist

Demonstration in München: Linke Parteien und Organisationen sind für wehrhafte Homosexuelle keine Alternative
Demonstration in München: Linke Parteien und Organisationen sind für wehrhafte Homosexuelle keine Alternative
Demonstration in München: Linke Parteien und Organisationen sind für wehrhafte Homosexuelle keine Alternative Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Sachelle Babbar
Sexuelle Orientierung und Politik
 

Warum die Linke für Schwule keine Alternative ist

„Du bist schwul, also kannst du nicht freiheitlich-konservativ sein“, heißt es oft. Natürlich geht das. Eher stellt sich die Frage, was die Linke heute für unseren Schutz tut. Für wehrhafte Homosexuelle sind linke Parteien und Organisationen keine Alternative. Ein Kommentar.
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23.09.2017, Görlitz. Es ist der Abend vor der Bundestagswahl, in der die AfD zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag einziehen sollte. Und so traf sich die Partei zu ihrem Wahlkampfabschluß in der größten Stadt der Oberlausitz. Lokaler Direktkandidat war der damals wenig bekannte Politiker und heutige Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidat Tino Chrupalla.

Der „Flügel“-Anhänger und spätere Bundestagsabgeordnete Jens Maier, der den Terrorakt von Anders Breivik relativierte („Breivik ist aus Verzweiflung heraus zum Massenmörder geworden“), trat ans Mikrofon und sprach davon, man müsse mit Pegida und den Identitären zusammenarbeiten. Unsympathisch. Frauke Petry fehlte aus „familiären Gründen“, wie es hieß. Kurze Zeit später trat sie von ihren Ämtern zurück und aus der Alternative für Deutschland aus.

Hauptrednerin war einer der beiden Spitzenkandidaten, Alice Weidel. Und es wäre genau die erwartbare Rede geworden, die man an dieser Stelle eben hält, täte die gebürtige Westfälin nicht etwas Außergewöhnliches. „Ich möchte heute über ein Thema sprechen“, begann sie, und ich ahnte, was sie ansprechen wollte. „Und ein wenig von meinem Programm mal abweichen“, führ sie schließlich fort. Mir war zu 100 Prozent klar, was nun kommen würde. Und ich wurde nicht enttäuscht.

„Wie der eine oder andere vielleicht mitbekommen hat, lebe ich mit einer Frau zusammen. (…) Ich bin homosexuell“. Die Reaktion der Delegierten war außergewöhnlich, zumindest war das mein erster Gedanke. Sie klatschten. Während Alice Weidel mit ihrem Outing fortfuhr, schwenkte die Kamera immer wieder ins Publikum. Man sah Menschen mit breitem Lächeln und begeisterten Mienen, die jedes Wort gebannt aufsogen.

Die Täter passen nicht ins Narrativ

Mir imponierte diese Szene nachhaltig. Es ist völlig geklärt und unspektakulär, wenn sich Kevin Kühnert in einer linken Partei outet. Es ist ferner keine Rede und noch weniger eine Meldung wert, wenn sich Schauspieler zu ihrer Homosexualität stehen, was für die Damen und Herren des Magazins der Süddeutschen Zeitung doch tatsächlich eine Sensation gewesen zu sein scheint. Ein solches Geständnis wie von Frau Weidel in einer jungen, rechten Partei während einer Wahlkampfveranstaltung abzulegen, bei der die Gemüter ohnehin erhitzt sind, gebührt höchsten Respekt.

Für mich war es immer ein Rätsel, weshalb ich als Homosexueller ausgerechnet links sein muß. Sicher: In Zeiten, als Schwulsein unter Strafe stand, waren es progressive Kräfte, die sich gegen den herrschenden Konservatismus, der eigentlich reaktionär war, wehrten. Aber heute, 2021, in der die Gleichberechtigung abgeschlossen ist, tragen linke Kräfte für den Schutz der sogenannten LGTB-Menschen wenig dazu bei. Im Gegenteil: Oftmals sind sie indirekt Wegbereiter für Schwulenhaß.

Das Dilemma, in denen viele Linke stecken, ist, daß es sich zwar um die richtigen Opfer handelt – Minderheitenschutz gehört zu ihren Kernforderungen –, aber die Täter nicht passen nicht, denn die sind ja auch häufig eine Minderheit. Denn machen wir uns nichts vor: Wenn ich in Deutschland angegriffen werde, dann meist nicht von alten weißen Männern, sondern von Migranten. Aber auch nicht von Spaniern oder Polen, sondern von Menschen aus arabischen und osmanischen Ländern.

Und da diese Gruppen laut linker Überzeugung schützenswert sind, weil sie eben schützenswert sind, stören sie als Täter. Wenn man ehrlich ist, stören sich die Linken an den schwulen Opfern ebenso. Sie passen nicht ins Narrativ des edlen Wilden, für den die Gesellschaft da sein muß.

„Als Schwuler kannst du nicht freiheitlich-konservativ sein“

Das Anti-Gewalt Projekt „Maneo“ dokumentierte für Berlin im vergangenen Jahr 559 Attacken auf Homosexuelle und Transgender. So viele wie nie zuvor. Und wenn man weiß, daß 80 bis 90 Prozent der Fälle gar nicht erst angezeigt werden, bekommt man eine Ahnung, wie gefährlich die Lage für Schwule dort ist. Wozu sollte ich also linke Parteien unterstützen, die in Berlin seit jeher an der Macht sind? Was tun diese Politiker für den Schutz unser einer?

Weshalb ist der Automatismus immer noch bei vielen: „Du bist schwul, also kannst du nicht freiheitlich-konservativ sein“? Natürlich geht das. Ich halte es für eine ziemliche Zumutung, daß Menschen eine sexuelle Orientierung an eine politische Einstellung knüpfen. Es ist eher sonderbar, daß Schwule und Lesben ausgerechnet linke Organisationen unterstützen, die in großer Mehrheit die Augen in dem Moment verschließen, wenn die Täter einen islamischen Hintergrund haben, der längst zum Vordergrund geworden ist.

Das war auch ein wesentlicher Grund, weshalb ich Angela Merkels De-facto-Grenzöffnung von 2015 für so fatal halte. Der Islam ist eine unaufgeklärte, gefährliche Ideologie. Sie hilft bei gar nichts und stört, wo sie nur kann. Sie sorgt dafür, daß Schwulenhaß aber auch Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit intellektuell aufgewertet wird, weil man sich auf ein altes Buch berufen kann. Moslems, die die westlichen Werte angenommen haben, haben sich auch vom Islam als dirigistische Gesellschaftsform emanzipiert. Die Linke ist hier, um mit den Worten unserer Kanzlerin zu sprechen, „nicht hilfreich“, denn sie verharmlost systematisch die Gefahren dieser Ideologie.

Schwulsein ist nichts Besonderes

Gleichzeitig verfallen einige Linke in krudeste Sphären. So wurde ich vor einiger Zeit in einer Diskussion als „Token“, also Feigenblatt der Rechten bezeichnet. Ich sei ein Spielstein derer, die mich doch eigentlich abschaffen wollten. Grund für diese Behauptung war unter anderen mein Engagement als Autor der Achse des Guten. Wenn eine Diskussion an diesem Punkt angekommen ist, ist sie vollends zerstört. Davon abgesehen, daß ich von niemanden der Hausschwule bin: Würde ich die Maßstäbe von Diskriminierung der Linken anwenden, wäre diese Aussage schwulenfeindlich. Der Diskutant, übrigens Mitglied der Grünen Jugend, reduzierte mich auf meine Sexualität und sprach mir mit nur einem Satz meine gesamte Individualität ab. Das ist genau dieses reaktionäre Verhalten, das die Linke vor Jahrzehnten mit Recht bekämpften.

Da waren die Delegierten der AfD am Parteitag 2017 dann doch weiter. Sichtlich erleichtert fuhr Alice Weidel ihren Vortrag fort, der nach 30 Minuten zu Ende ging. Und so war mein erster Gedanke, die Delegierten in Görlitz reagierten außergewöhnlich, falsch. Sie reagierten stinknormal. Homosexualität ist nichts Besonderes. Wir sind keine Kuschelmenschen, die man drücken und liebhaben muß, aber wenn es Probleme mit nicht genehmen Tätern gibt, fallen läßt und davonrennt. Wir brauchen keine wohlfeilen Führsprecher. Linke Parteien und Organisationen sind für wehrhafte Homosexuelle keine Alternative.

Demonstration in München: Linke Parteien und Organisationen sind für wehrhafte Homosexuelle keine Alternative Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Sachelle Babbar
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