„Wer nicht hören will, muß fühlen“ ist einer jener uralten Sprüche, die den meisten noch aus Kindertagen bekannt sein dürften. Wer sich nicht an Regeln halten will, der muß mit den daraus folgenden Sanktionen leben. Ähnlich verhalten sich in der derzeitigen Coronapandemie immer mehr Bundesländer. Nach Nordrhein-Westfalen und Bayern will nun auch Berlin einen Bußgeldkatalog erlassen, um diejenigen zu strafen, die sich nicht an Kontaktverbot und Ausgangsbeschränkungen halten.
Daß Appelle an die Vernunft der Bürger, zur Absenkung der Zahl der Neuinfektionen die sozialen Kontakte massiv einzuschränken, nicht bei allen ankommen, haben die vergangenen Tage oft genug bewiesen. Wiederholt löste die Polizei Personengruppen in der Öffentlichkeit auf oder machte Lokale dicht, die heimlich ihren Betrieb weiterführten. Da Ermahnungen und Platzverweise bei besonders renitenten Zeitgenossen nicht fruchten, greift die Staatsmacht dahin, wo es den meisten besonders weh tut: an den Geldbeutel.
Schon schimpfen manche über einen „übergriffigen Polizeistaat“ oder „totalitärer Willkür“. Und ja, die Einschränkungen für jeden einzelnen sind hart und die neuen Bußgeldkataloge, die natürlich die ganze Bevölkerung betreffen, drohen mit saftigen Strafen von mehreren hundert Euro. Zudem sind viele Bürger verunsichert, da die Verordnungen der Länder nicht immer eindeutig formuliert sind oder Raum für Interpretationen lassen.
Wie überstand man früher Krisen?
Ist ein länger geplanter Umzug einer der geforderten triftigen Gründe, die Wohnung zu verlassen? Darf der Sperrmüll zur Halde gefahren werden? Dürfen sich räumlich getrennt lebende Partner gegenseitig besuchen? Es ist zu erwarten, daß die drohenden Strafen, die ja gerade den Schutz der Risikogruppen absichern sollen, auch die Falschen treffen.
So müssen nun alle die Konsequenzen tragen, weil einige wenige nicht in der Lage sind, drei Wochen nicht auszugehen. Ob diejenigen das aus demonstrativer Ignoranz gegen jegliche Autorität oder aus purem Hedonismus tun, sei dahingestellt. Nun haben alle mit den drohenden Strafen zu leben. Angesichts oftmals zur Schau gestellter Renitenz und mangelnden Gemeinsinns in der aktuellen Krise mag die Frage aufkommen, wie frühere Generationen vergleichbare Entbehrungen und Einschränkungen überstehen konnten, wenn heute schon das bloße Daheimbleiben und Netflixgucken für zu viele ein Ding der Unmöglichkeit ist.