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ESN-Fraktion, Europa der souveränen Nationen

Hart aber fair: Nichts gelernt

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Hart aber fair: Nichts gelernt

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Sendung von Hart aber Fair am 9. März Foto: ARD-Mediathek/ JF-Screenshot
Hart aber fair
 

Nichts gelernt

Die Diskussion bei „Hart aber Fair“ zeigte einmal mehr, wie wenig das politisch-mediale Establishment aus der Migrationskrise von 2015 gelernt hat. Selbst Verweise auf den Nationalsozialismus dürfen nicht fehlen, um das eigene Gutsein gegenüber jenen zu demonstrieren, die mit Blick auf die Aufnahme von Einwanderern Bedenken anmelden. Eine TV-Kritik von Boris T. Kaiser.
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„Was haben wir aus 2015 eigentlich gelernt?“ – diese Frage stellte Frank Plasberg seinen Gästen Montag abend bei „Hart aber Fair“. Bei vielen der Teilnehmer in der Runde hatte man ganz klar den Eindruck, die Antwort darauf müßte lauten: Nichts oder zumindest nicht viel.

So zum Beispiel der Kabarettist Florian Schroeder, der gleich zur Eröffnung der Sendung das gesamte Arsenal der hypermoralischen, pseudoethischen Erpressungsbegriffe abfeuerte, das die Debatte bereits während der letzten großen Flüchtlingskrise in die Sackgasse der Irrationalität geführt hatte. Es fielen Begriffe wie: „Kälte“, „Gleichgültigkeit“ und „barbarisch“ hinsichtlich der Reaktionen Europas auf die neue Migrationswelle.

Wie aus Erdogans Propagandaabteilung

Der Comedian gab sich entsetzt darüber, daß die „Willkommenskultur“ von einst verloren gegangen sei. Bei all seiner Empörung fühlt sich Schroeder aber tatsächlich – völlig unironisch – ganz besonders sachlich. In der Politik habe sich eine Sorge, „fast schon Hysterie“ entwickelt, daß sich das Jahr 2015 irgendwie wiederholen könnte. Dabei sei doch seit damals gar nicht so viel Schlimmes passiert.

Der „Großteil“ derer, die damals nach Deutschland kamen, sei inzwischen gut integriert. 85 Prozent hätten einen Sprachkurs gemacht.  Weite Teile davon hätten ihn sogar abgeschlossen. „Jeder zweite ist in Lohn und Brot“, sagt er, auch wenn noch nicht alle davon leben könnten. Viele würden aber auch Facharbeit und höher qualifizierte Jobs „machen“. Also es sei ja „nun wirklich nicht“ in der „Vollkatastrophe“ geendet. Vielmehr zeige sich, daß Merkels Satz „Wir schaffen das“ nicht ganz falsch war.

An dieses Niveau kann Katrin Göring-Eckardt problemlos emotional und intellektuell anknüpfen. Es gehe nicht um die unschönen Bilder, „sondern um Menschen“, moralisiert die grüne Fraktionsvorsitzende. Völlig wahrheitswidrig behauptet sie: „Es ist ja nicht so, daß irgendjemand da Menschen hinschiebt“ und sage „wir filmen euch jetzt mal, sondern da werden ja tatsächlich Wasserwerfer eingesetzt“. Besser hätte es auch Erdogans Propaganda-Abteilung im Sinne ihres Führers kaum formulieren können.

Vor allem Mädchen sollen kommen dürfen

Der Politikerin geht es vor allem darum, „das Chaos an der Grenze zu beenden“, wie sie immer und wieder betont. Was für die Grüne vor allem zu bedeuten scheint, daß die Massenmigration „geordnet“ stattfindet. Deshalb beschwert sie sich auch wieder einmal über den vom Bundestag abgelehnten Antrag ihrer Partei, „wenigstens 5.000 Menschen aufzunehmen“, obgleich die Bundesregierung mit dem Signal der Aufnahme von unbegleiteten Ankerkindern einen Beschluß von mindestens ebenso großer Reichweite gefaßt hat. Ähnlich wie Schroeder wünscht sich auch Göring-Eckardt, daß sich die „Menschlichkeit“, die man 2015 gezeigt hat, doch bitteschön wiederholen solle.

Nach so viel mit emotionaler Luft aufgeheizten Sprechblasen waren die fachkundigen Einwände des Springer-Journalisten Ralf Schuler eine wahre Wohltat. Der Leiter der Parlamentsredaktion der Bild-Zeitung meint, der Antrag der Grünen sei nur von symbolischer Natur gewesen und gibt zu verstehen, daß man die darin enthaltene Zahl „5.000“ nicht logisch erklären könne.

Doch warum hat sich der Koalitionsausschuß nun ausgerechnet auf die Aufnahme von unbegleiteten Mädchen unter 14 Jahren geeinigt? Plasberg empfindet das als „diskriminierend für Jungs“. Integrations-Staatssekretärin Serap Güler widerspricht, begründet die Bevorzugung der minderjährigen Mädchen mit deren physischen Unterlegenheit.

Greueltaten des Nationalsozialismus als moralisches Totschlagargument

Göring-Eckardt nutzt diese Gelegenheit, um den peinlichsten Moment des Abends zu liefern. Fünfjährige Mädchen seien nicht physisch schwächer als Jungs, weshalb die Argumentation „absurd“ sei, führt sie aus. Daß sich die Grünen-Politikerin nicht noch weiter blamiert, hat sie allein dem einzig wirklich kühlen Kopf in der Runde zu verdanken. Ralf Schuler warnt vor einer „Gender-Debatte auf Lesbos“ und beendet diese damit auch gleich.

Mit ihrer Entscheidung, explizit kleine Mädchen nach Deutschland zu holen, reagiere die Bundesregierung auf das durch die vielen falschen Altersangaben junger Männer entstandene Mißtrauen in der deutschen Bevölkerung. Schuler weißt darauf hin: „Eine Grenze ist auch dazu da, daß bestimmte Menschen nicht durchgehen können.“ Kaum ein anderer Satz könnte deutlicher machen, in welch verdrehten Zeiten wir leben.

Genau 23 Minuten hat es gedauert, bis Göring-Eckardt erstmals in der Sendung die Greueltaten des Nationalsozialismus als moralisches Totschlagargument für ihre Interpretation des Asylrechts ins Feld führt. Davon fühlt sich offenbar auch Schroeder motiviert, noch einmal zum ganz großen moralischen Rundumschlag auszuholen. Er sei von der ganzen Sprache in der Diskussion schockiert. Vor allem der Bild-Redakteur, der mit Blick auf die Situation an der griechisch-türkischen Grenze von „marodierenden Horden“ gesprochen hat, bringt den Satiriker aus der Fasson. Schuler weist auf die Versuche hin, die türkisch-griechische Grenze einzureißen. Schroeder sieht in diesen aggressiven Männergruppen lediglich „Menschen die in tiefster Not“ sind.

Sendung von Hart aber Fair am 9. März Foto: ARD-Mediathek/ JF-Screenshot
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