BERLIN. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat sich zufrieden über die Entscheidung der Berliner Landesschiedskommission geäußert, Thilo Sarrazin aus der Partei auszuschließen. Das Urteil des Gremiums mache deutlich, daß „für Thilo Sarrazin und seine verächtlichen Thesen kein Platz in der SPD“ sei, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.
Der frühere Finanzsenator Sarrazin habe mit seinen Büchern und dem Wahlkampfauftritt für die FPÖ den Sozialdemokraten „schweren Schaden zugefügt“. Klingbeil unterstrich die Meinung des SPD-Parteivorstands: „Antimuslimische und rassistische Positionen sind mit den Grundwerten der SPD nicht vereinbar. Die SPD steht für Zusammenhalt in unserer Gesellschaft, wer spaltet und hetzt, hat in unseren Reihen nichts verloren.“
Der Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach warf Sarrazin auf Twitter vor, als erster „prominent rassistische Theorien in die Politik getragen“ zu haben und so den Aufstieg der AfD mitzuverantworten. In Zukunft könne er die SPD jedoch nicht mehr „mißbrauchen“.
Sarrazin kann in Zukunft nicht mehr die SPD missbrauchen, um seine kruden islamophoben Gentheorien zu verkaufen. Er war der Erste, der prominent rassistische Theorien in die Politik getragen hat. Sogar am Aufstieg der AfD hat er Anteil. Er beschämt die SPD https://t.co/ogA47LiULf
— Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) January 23, 2020
Sarrazin hofft auf bessere Einsicht in nächster Instanz
Sarrazin wertete die Entscheidung des Schiedsgerichts als Ausdruck des Meinungskampfes in der SPD. „Es gibt jetzt Funktionäre, die meine Meinung in der Partei nicht mehr dulden wollen“, sagte er der Welt. Zugleich betonte er, daß er in den Jahrzehnten seiner Mitgliedschaft seine politischen Positionen nicht geändert habe. Aber die SPD habe sich verändert. Er hoffe, daß sich die Sozialdemokraten thematisch wieder breiter aufstellten.
Von vielen Parteimitgliedern wisse er, daß sie das Ausschlußverfahren für Unsinn hielten, so Sarrazin weiter. Mit Blick auf die Entwicklung bekannte er: „Ich bin Optimist und hoffe auf die bessere Einsicht in der nächsten Instanz.“
Die immer wieder geäußerten Vorwürfe der Islamfeindlichkeit wies Sarrazin zurück. Religionskritik müsse man aushalten. Hätte er ein kritisches Buch über den Papst oder die katholische Kirche geschrieben, wäre der Aufschrei ausgeblieben, zeigte sich der Bestseller-Autor überzeugt. „Komisch, daß der Islam offenbar anders behandelt werden soll als andere Religionen.“ (ag)