Das Heer der ewig Beleidigten hat es mal wieder geschafft. Die Krieger der sozialen Gerechtigkeit können ihrer Galerie der rollenden Köpfe eine weitere Trophäe hinzufügen. Diesmal traf der tödliche Vorwurf der Diskriminierung die Figur des indischen Ladenbesitzers Apu Nahasapeemapetilon aus der Kult-Zeichentrickserie „Die Simpsons“. Dessen amerikanischer Synchronsprecher Hank Azaria hat jetzt angekündigt, er werde dem Inder in Zukunft nicht mehr seine Stimme leihen.
Grund sind die seit mehr als zwei Jahren anhaltenden Rassismusvorwürfe, ausgelöst durch den Dokumentarfilm „The Problem With Apu“, des indischstämmigen Komikers Hari Kondabolu. Vor dem Film aus dem Jahr 2017 war der weitgehend unbekannt. Das tödliche Gift der politischen Korrektheit wirkt manchmal langsam, aber fast immer wirkt es.
Hauptkritikpunkte waren damals wie heute die stereotype Darstellung Apus und der übertriebene indische Akzent. Ebenfalls für Ärger sorgte, daß dieser von einem weißen Mann gesprochen wird. Statt die spaßbefreiten Vollzeit-Heulsusen einfach herzhaft auszulachen und ihnen klar zu sagen, wie absurd es ist, einer Cartoon-Figur vorzuwerfen, daß sie überzeichnet ist, tat Azaria, was aufgeklärte weiße Männer tun, wenn sie sich mit wilden Beschuldigungen konfrontiert sehen: Er zeigte Verständnis für die abstrusen Vorwürfe.
Apus Schicksal ist ungewiß
In einem Interview mit dem Promi-Portal TMZ sagte Azaria, Kondabolu habe „einige wirklich interessante Punkte“ thematisiert und auch den Machern der Serie zu denken gegeben. Sie sind inzwischen schon verdammt gut dressiert, die weißen Männchen des kultursensiblen Unterhaltungszirkus.
Ob Nahasapeemapetilon tatsächlich komplett ausradiert wird oder nur eine neue Stimme plus politisch korrektem Anstrich bekommt, ist aktuell noch unklar. Die Autoren müßten noch entscheiden, wie es mit der Figur weitergehe. „Das liegt an ihnen und sie haben es noch nicht entschieden“, ließ die Stimme der kleinmütigen Unterwerfung den Branchen-Dienst „SlashFilm“ bei Verkündung seines Rücktritts vom Posten des Apu-Sprechers wissen.
Satire bitte nur, bis einer heult
Die Wahrscheinlichkeit, daß der Kwik-E-Mart-Chef, nicht nur stimmlich verschwinden wird, ist hoch. Die Autoren dürften genau wie der indische Comedian, der den Zug der Empörung ins Rollen brachte, der Generation Y angehören. Einer Generation, die zu großen Teilen aus hypersensiblen Mimosen besteht, die gelernt haben, daß Worte verletzender sind als alles andere, weil sie nie etwas Schlimmeres erlebt haben. Einer Generation ständig feiernder Spaßbremsen, deren postmodernes Spießertum keine echten Werte mehr benötigt, weil sie die eigene Überempfindlichkeit zum allgemein gültigen Maßstab des Erträglichen erhoben haben.
Satire darf für diese Kinder des Zeitgeistes allenfalls solange alles, bis einer heult. Vorausgesetzt der, der da heult, ist einer von den Guten und keiner von den bösen weißen Männern. Aber die haben ja sowieso keine Gefühle. Doch zumindest haben sie Humor.