LONDON. Londons städtische Verkehrsgesellschaft „Transport for London“ (TfL) hat angekündigt, seine S-Bahn-Linien umzubenennen. Die neuen Namen sollen ab August gelten und die Lokalgeschichte der britischen Metropole ebenso wie die „kulturelle Vielfalt“ der Stadt widerspiegeln, teilte Londons Bürgermeister und Vorsitzender von TfL, Sadiq Khan, mit.
Unter anderem werde eine Linie im Süden der Stadt nach dem Marineschiff „Empire Windrush“ benannt werden, das im Jahr 1948 als eines der ersten Schiffe hunderte Einwanderer von den Karibik-Inseln nach Großbritannien gebracht hatte. Damit wolle man die örtlichen Migranten würdigen, betonte Khan: „Auch heute prägt die Generation Windrush unsere Stadt.“ Eine weitere Verbindung zwischen der Stadtmitte und der nordwestlich gelegenen Stadt Watford soll künftig „The Lioness line“ heißen. Dies soll zu Ehren der Spielerinnen der englischen Frauenfußballmannschaft geschehen, die im Jahr 2022 die Europameisterschaft gewonnen hatte.
The Windrush line
📍 Highbury & Islington to Clapham Junction/New Cross/Crystal Palace/West Croydon
Map colour: Red parallel linesThe Windrush generation continues to shape our city today. This line honours them and runs through areas with strong ties to Caribbean communities. pic.twitter.com/QaT5CHSlkB
— Mayor of London, Sadiq Khan (@MayorofLondon) February 15, 2024
Londons S-Bahn wird Wahlkampfthema
Als weitere Namenspatrone der Linien dienen ein auf die HIV-Behandlung spezialisiertes Krankenhaus, das als ein „geschätzter Ort“ für die „örtliche LGBTQ+-Gemeinschaft“ gelte, ehemalige Viertel der jüdischstämmigen Weber sowie die Suffragetten, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts für das Frauenwahlrecht eingesetzt hatten. Die Kosten des damit verbundenen Rebranding-Prozesses werden auf rund 6,3 Millionen Pfund (umgerechnet 7,4 Millionen Euro) beziffert.
Rund drei Monate vor den geplanten Bürgermeisterwahlen in London ruft die Umbenennung deutliche Kritik am sozialdemokratischen Amtsinhaber von der Labour-Partei hervor. Die liberalkonservative Gegenkandidatin Khans und Tory-Stadtverordnete Susan Hall nannte den Vorstoß eine „sinnlose Tugendprahlerei“. Sie beklagte, daß die Stadtverwaltung nichts gegen wachsende Kriminalität in den öffentlichen Verkehrsmitteln unternehme und daß TfL die vorhandenen Mittel „in alle Richtungen“ verschwende.
1,000 people have been killed under Sadiq Khan’s Mayoralty. The Central Line is in a terrible state. Crime on the Tube is soaring.
And Sadiq Khan is ignoring all of this to spend £6.3 million on PR. pic.twitter.com/g2roypDD2R
— City Hall Conservatives (@CityHallTories) February 15, 2024
Nicht nur London will sich mit Rebranding ein fortschrittliches Image verpassen. Auch die English Football League (EFL), Englands zweite Fußball-Liga, will ab Freitag neun Tage lang sogenannte „Regenbogenbälle“ mit den Farben der LGBTQ-Bewegung einsetzen. Dies soll ein Zeichen dafür setzen, daß Fußball „für alle da“ sei. Der Sportbekleidungshersteller Puma, der die Liga sponsert, hat angekündigt, für jedes erzielte Tor Geld an ein Projekt für sexuelle Minderheiten zu spenden. (kuk)