PARIS. Die türkische Fußballnationalmannschaft hat erneut mit einem militärischen Gruß an die türkische Armee für Kritik gesorgt. Nach dem Ausgleichstor gegen Frankreich liefen die Spieler vor den Fanblock und salutierten.
Der Torschütze, der Düsseldorfer Profi Kaan Ayhan, der für den militärischen Gruß beim Spiel gegen Albanien von seinem Verein kritisiert worden war, beteiligte sich diesmal nicht. Laut der Nachrichtenagentur AP wurde er aber von seinem Mitspieler Merih Demiral aufgefordert, ebenfalls zu salutieren, tat dies jedoch nicht.
Sahin von St. Pauli suspendiert
Dabei handelte es sich um eine Solidaritätsgeste mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem von ihm befehligten Einmarsch türkischer Truppen im Nordosten Syriens. Auch nach dem Abpfiff liefen die Spieler erneut zum Fanblock und wiederholten den Salut. Nach der Aktion vom vergangenen Samstag hatte die UEFA bereits Ermittlungen gegen Spieler und Verband eingeleitet.
Auch in Deutschland sorgte die Unterstützung für die türkische Militäroffensive für Furore, nachdem die beiden Nationalspieler Emre Can und Ilkay Gündogan das Foto der türkischen Mannschaft vom Albanien-Spiel mit einem Gefällt-mir-Klick versehen hatten. Der DFB stellte sich jedoch hinter beide Spieler.
St.-Pauli-Spieler Cenk Sahin, der auf Instagram den türkischen Einmarsch mit den Worten verteidigt hatte „Wir sind an der Seite unseres heldenhaften Militärs und den Armeen. Unsere Gebete sind mit euch“ ist hingegen von seinem Verein suspendiert worden. „Nach erneuten Gesprächen zwischen den Verantwortlichen des Vereins und dem Spieler wird Cenk Sahin vom Trainings- und Spielbetrieb mit sofortiger Wirkung freigestellt“, teilte der FC St. Pauli mit.
VW verschiebt Entscheidung über Produktionsstätte in der Türkei
„Nach zahlreichen Gesprächen mit Fans, Mitgliedern und Freund*innen, deren Wurzeln in der Türkei liegen, ist uns bewußt geworden, daß wir differenzierte Wahrnehmungen und Haltungen aus anderen Kulturkreisen nicht bis ins Detail beurteilen können und sollten.“ Dagegen lehne man kriegerische Handlungen „ohne jegliche Diskussion“ ab. Eine Solidarisierung damit widerspreche den Werten des Vereins. Zuvor hatten die Ultras des linken Clubs den Rauswurf Sahins gefordert.
Unterdessen hat der Volkswagen-Konzern angekündigt, den Bau einer neuen Produktionsstätte in der Türkei zunächst auf Eis zu legen. Eine Entscheidung zugunsten des Standorts in der Nähe von Izmir galt zuvor als sicher, berichtet das Handelsblatt. „Wir beobachten die Situation mit großer Sorge“, sagte ein Unternehmenssprecher. Man werde beobachten, ob Zivilisten zu Tode kämen. Sei dies der Fall, könne es kein positives Votum für die Türkei geben, hieß es. (tb)