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Augstein vs. Weißmann: Positionsbestimmung statt Konsensfindung

Augstein vs. Weißmann: Positionsbestimmung statt Konsensfindung

Augstein vs. Weißmann: Positionsbestimmung statt Konsensfindung

Ettersburg
Ettersburg
Karlheinz Weißmann (links) und Jakob Augstein (rechts) im Gespräch mit Peter Krause Foto: JF
Augstein vs. Weißmann
 

Positionsbestimmung statt Konsensfindung

Mit Rechten beziehungsweise mit Linken reden statt über sie zu reden. Und das in der Öffentlichkeit. Jakob Augstein, Herausgeber der Wochenzeitung Freitag, und der Historiker Karlheinz Weißmann haben am vergangenen Sonntag die demokratische Tradition des agonalen Gesprächs wieder aufleben lassen, bei der es nicht um Konsensfindung, sondern um Positionsbestimmung ging.
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Mit Rechten beziehungsweise mit Linken reden statt über sie zu reden. Und das in der Öffentlichkeit. Jakob Augstein, Herausgeber der Wochenzeitung Freitag, und der Historiker Karlheinz Weißmann haben am vergangenen Sonntag die demokratische Tradition des agonalen Gesprächs wieder aufleben lassen, bei der es nicht um Konsensfindung, sondern um Positionsbestimmung ging. Gastgeber der ausverkauften Veranstaltung war der Direktor von Schloß Ettersburg bei Weimar, Peter Krause.

Den Gesprächshintergrund bildeten der Aufstieg rechter Parteien in Europa und die Wahlerfolge der AfD. „Wir befinden uns inmitten einer rechten Revolution“, stellte Augstein fest. Diese sei durch ein Versagen der Linken möglich geworden, die die eigentlichen sozialen Interessen vergessen hätte. „Wir haben nicht die Machtfrage gestellt, sondern uns ständig um Minderheitenprobleme gekümmert.“ Es sei bedauerlich, daß Linke diese Entwicklung verdrängten und sich nicht mit rechten Positionen auseinandersetzten.

„Normalisierung der Verhältnisse“

Das aber sei notwendig, um den eigenen Standpunkt wiederzufinden. „Leute wie Sie greifen den Artikel 1 des Grundgesetzes an“, warf er Weißmann vor. Als linken Gegenentwurf zeichnete Augstein ein Land ohne Grenzen, „in dem jeder willkommen ist, der sich an gewisse Regeln hält“. Über diese Funktion einer bloßen Rückbesinnung für Linke sprach Augstein der Rechten eine Existenzberechtigung ab. „Sie haben null Antwort auf die heutigen Probleme.“

Weißmann mochte dem revolutionären Pathos Augsteins nicht folgen. Schlußendlich sei die gegenwärtige Entwicklung eine „Normalisierung der Verhältnisse“ nach „Jahrzehnten linker Hegemonie“. Linke müßten wieder lernen, mit Widerspruch von rechts umzugehen. Diesen neuen Gegenwind, für den der Hilfsbegriff „Neue Rechte“ stehe, nannte Weißmann den „Einbruch des Realitätsprinzips“. Linke Utopien seien bisher ohne jede Ausnahme gescheitert.

Unkonkretes Einwanderungs-Utopia

„Die Linke kapiert noch immer nicht, daß ihre Projekte an Rahmenbedingungen geknüpft sind, wie Grenzen von Nationalstaaten.“ Rechts zu sein dagegen heiße, vom Konkreten auszugehen. Und die Nation sei etwas völlig Konkretes. Unkonkret sei dagegen Augsteins Einwanderungs-Utopia. „Wo bleiben da die Interessen, die Sie eingangs angesprochen haben?“

Naturgemäß endete das Gespräch offen. Naturgemäß sah das Publikum einen Punktsieg seines Favoriten. In einer Sache endete die Veranstaltung aber doch mit einem Konsens von Rechts und Links. „Jeder, mit dem ich bisher sprach, war hocherfreut, daß dieses Gespräch stattfinden konnte“, sagte Krause nach der Veranstaltung. „Und zwar Vertreter aus beiden Lagern.“ (FA)

> Ein ausführlicher Bericht erscheint am Freitag in der Ausgabe 20/19 der JUNGEN FREIHEIT.

Karlheinz Weißmann (links) und Jakob Augstein (rechts) im Gespräch mit Peter Krause Foto: JF
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