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Prozeß gegen Sex-Täter: „Der Teufel muß seine Finger im Spiel gehabt haben“

Prozeß gegen Sex-Täter: „Der Teufel muß seine Finger im Spiel gehabt haben“

Prozeß gegen Sex-Täter: „Der Teufel muß seine Finger im Spiel gehabt haben“

U-Bahn
U-Bahn
Berliner U-Bahn: Die Quote der in Berlin erwischten Schwarzfahrer schwankt zwischen 2,5 und acht Prozent aller kontrollierten Fahrgäste Foto: picture alliance/dpa
Prozeß gegen Sex-Täter
 

„Der Teufel muß seine Finger im Spiel gehabt haben“

Seit Dienstag muß sich der Ägypter Aly E.-S. in Berlin vor Gericht verantworten. Der Vorwurf: sexuelle Handlungen, exhibitionistische Handlungen und Vergewaltigung. Im Prozeß schiebt der 29jährige sein Verhalten auf Drogenkonsum und den Teufel. Seine Ehefrau hat aber noch eine weitere Erklärung: den Islam.
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Da sitzt der Mann, der Frauen jagte. Aly E.-S. (29), Ägypter, verheiratet, ein Sohn. Der Aushilfskoch trägt eine schwarze Hose und ein zu enges weißes T-Shirt. Vor sein Gesicht hält er einen Aktenordner, damit Fotografen es nicht filmen können.

Dabei ist er im Internet bekannt wie ein bunter Hund. Die Fotos einer Überwachungskamera der Berliner U-Bahn zeigen ihn. Da trägt er noch einen Parka mit Fellbesatz. Mit diesen Fotos hatte die Polizei nach dem mutmaßlichen Sexualverbrecher gesucht. Der Mann stellte sich im April, nach der öffentlichen Fahndung, selbst der Polizei. In seiner Tasche hatte er das Potenzmittel Kobra dabei. Seit Dienstag wird ihm vor dem Landgericht in Berlin Moabit der Prozeß gemacht.

Die Anklage lautet auf öffentliche sexuelle Handlungen, exhibitionistische Handlungen, dem Beischlaf ähnliche sexuelle Handlungen und Vergewaltigung. Zwischen Februar 2015 und Februar 2018 sollen 13 Frauen Opfer des Ägypters geworden sein. Meistens überfiel er sie in der Berliner U-Bahnlinie 6.

„Dieses Verhalten gegen Frauen ist in Ägypten üblich“

Laut Anklage soll er zu einer Frau gesagt haben: „Ich will nur deinen Arsch. Willst du mit mir ficken?“ Bei einer anderen habe er seine Hose geöffnet während er ihr in den Schritt griff und sie dabei penetrierte. Mehrfach soll er Frauen in der U-Bahn und in deren Stationen zum Oralsex aufgefordert haben. Eine Frau habe er an einer Bank fixiert und sich vor ihr befriedigt. Jetzt sitzen ausschließlich Frauen über ihn zu Gericht: Richter, Schöffen, Staatsanwalt, Nebenklagevertreter – alles Frauen.

Auf die Frage der Vorsitzenden, ob sich alles so zugetragen habe, wie die Staatsanwältin es vorgelesen hat, erklärt er: „Ich möchte mich entschuldigen.“ Aber dann sagt er: „Dieses Verhalten gegen Frauen ist in Ägypten üblich.“ Später winselt er: „Ich verstehe nicht, was mich dazu gebracht hat. Der Teufel muß seine Finger im Spiel gehabt haben.“

Wie das war, wenn der Teufel seine Finger im Spiel hatte, schildert vor Gericht ein Opfer. Es war am 23. April 2015 um 21 Uhr. Die Zeugin saß dem Täter in der U6 gegenüber: „Er machte komische Bewegungen unter seiner Jacke. Ich vermied es, ihn richtig anzusehen. Bin dann ausgestiegen. Ich wußte, daß es nicht weit nach Hause war und daß mein Freund dort wartete. So ging ich schneller. Ich merkte, daß er mir folgte. Er rief ‘Bleib stehen!’ und: ‘Kann ich deine Telefonnummer haben?’“

„Frauen dürfen laut dem Islam nicht Nein sagen“

Während der Aussage der Frau, schaut sie der Angeklagte nur teilnahmslos an. Keine Reaktion, als sie fortfährt zu berichten: „Ich rannte nach Haus und klingelte. Mein Freund machte nicht auf. Er war nicht so schnell. Ich schloß die Tür auf. Doch da war der Mann schon da und öffnete seine Hose. Ich konnte nicht sehen, ob er sein Ding rausholte. Ich wollte es nicht sehen. Ich habe dann die Tür aufbekommen und konnte mich durchzwängen und ihn zurückstoßen, so daß er draußen blieb. Er rief noch irgend etwas. Mein Freund war dann auch da und versuchte, ihn zu verfolgen. Er hatte aber nur Socken an. Wir riefen die Polizei und die konnte dann auch seine DNA sicherstellen. Das Zeug hatte er an der Tür gelassen.“

Aly E.-S. bestätigt, sich an die Frau und die Tat zu erinnern. „Aber ich verstehe nicht, warum ich ausgestiegen bin, um sie zu verfolgen.“ Seine Ausrede für die Tat: „Etwas in mir hat mir das eingeflüstert. Oder ich hatte etwas gespritzt.“ Damit spielt der Angeklagte auf seinen angeblichen Drogenkonsum an. Er will Heroin konsumiert haben und sogar die Tranquilizer seiner Frau, sie nimmt die Medikamente seit ihrem sechsten Lebensjahr wegen ihrer Psychosen.

Später sagt seine deutsche Ehefrau aus, Stefanie E.-S.. Sie hat noch eine weitere Erklärung für seine Taten parat – den Islam. Die beiden lernten sich 2014 kennen. 2015 heirateten sie islamisch. Sie ist für Aly konvertiert. „Der Islam in Ägypten ist sehr streng. Die Frau muß sich dem Mann unterordnen. Sie muß alles tun, was der Mann von ihr will. Frauen dürfen laut dem Islam nicht Nein sagen. Also gibt es keine Vergewaltigung. Das hat auch mal ein ägyptischer Imam auf RTL und bei Facebook erklärt.“

Noch drei Verhandlungstage, Urteil voraussichtlich am 2. August.

Berliner U-Bahn: Die Quote der in Berlin erwischten Schwarzfahrer schwankt zwischen 2,5 und acht Prozent aller kontrollierten Fahrgäste Foto: picture alliance/dpa
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