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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Kulturkampf: Bretonische Skizzen IV – Comics und Identität

Kulturkampf: Bretonische Skizzen IV – Comics und Identität

Kulturkampf: Bretonische Skizzen IV – Comics und Identität

Jean Raspail
Jean Raspail
Comics: Jean Raspail auf dem Umschlag von „Présent“ Fotos: Karlheinz Weißmann
Kulturkampf
 

Bretonische Skizzen IV – Comics und Identität

Jean Raspail, der Autor des „Heerlagers der Heiligen“, als Titelzeichnung auf einem Comic? Ja, denn Comics sind mehr als nur bunte Bilder für Kinder oder Kulturverfall. Statt als Symptom der Amerikanisierung, können sie durchaus zur Identitätsstiftung dienen. <>Von Karlheinz Weißmann.<>
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„Ist das nicht Raspail?“, fragte mich mein Freund beim Gang durch die Zeitschriftenabteilung des großen Kaufhauses und wies auf den Umschlag der jüngsten Sonderausgabe von Présent. Tatsächlich handelte es sich um eine Darstellung des bekannten Autors in leichter Verfremdung: als „Erbmarkgraf Welf III.“ in weißer Uniform mit breitem Ordensband. Die Figur stammt aus Raspails Buch Les Sept Cavaliers, das von Jacques Terpant für einen Comic umgesetzt wurde, der diese kleine Hommage an Raspail enthält. In einem Interview, das Terpant Présent gegeben hat, erklärt er seine Verehrung für den Verfasser des Heerlagers der Heiligen, dessen literarisches Werk nicht auf das Politische verkürzt werden dürfe.

Indes bleibt die Unbefangenheit, mit der ein etablierter Künstler der Hauptzeitschrift der alten französischen Rechten zur Verfügung steht, doch bemerkenswert. Denn Présentist das Organ der Nationalisten, Integristen und Demokratieskeptiker (um es zurückhaltend zu sagen). Noch bemerkenswerter ist nur, daß diese Sondernummer sich ganz mit dem Thema „Comics“ beschäftigt und das in einem wohlwollenden Sinn. Dabei wird man sicher auf Skepsis in der eigenen Leserschaft stoßen, die fragen dürfte, ob Comics nicht ein Beweis von Kulturverfall und Amerikanisierung sind.

Die eigene Tradition der Comics

Büste Hergés in Angouleme Foto: Karlheinz Weißmann

Für diesen Fall hat der verantwortliche Redakteur Francis Bergéron aber ein schlagendes Gegenargument zur Hand: die eigene Tradition der „bandes dessinées“, die zurückgeht auf die „franko-belgische Schule“, deren berühmtester Vertreter Hergé war, und der man außerdem Jacques Martin, Pierre Culliford, genannt „Peyo“, und René Goscinny zurechnen darf. Peyo als Erfinder der Schlümpfe und Goscinny als Zeichner von Asterix sind auch in Deutschland bekannt, und dasselbe wird man von Hergé als dem Schöpfer des abenteuerlustigen Reporters „Tintin“ und seines Hundes „Milou“ – zu deutsch „Tim und Struppi“ – sagen dürfen.

Was hier aber nur wenigen klar sein dürfte, ist die Tatsache, daß im Fall Hergés seit Jahrzehnten ein erbitterter Kulturkampf stattfindet, bei dem die intellektuelle Rechte ihn wegen seiner weltanschaulichen Positionen als Katholik, Patriot und Monarchist reklamiert, während sich die Linke ihn am liebsten verfemen würde oder sich einen gesäuberten Tintin zurechtmacht und den scharfen antikommunistischen Ton von Tim und Struppi im Lande der Sowjets ignorieren möchte.

Offenheit für deutsche Themen 

Zu diesen Hintergründen erfährt man aus der Feder Bergerons eine ganze Reihe interessanter Details, der außerdem darauf hinweist, daß es im Bereich der französischen Comics seit einiger Zeit eine Verschiebung der thematischen Schwerpunkte gibt. So erscheinen in kleinen Verlagen Bände, die sich mit dem tragischen Schicksal der Harkis – der algerischen Hilfstruppen der französischen Kolonialarmee – befassen oder mit der Biographie Hélie de Saint-Marcs, und in einem großen Haus wie Casterman wurde unlängst ein Band mit dem Titel Les Cosaques d‘ Hitler – „Die Kosaken Hitlers“ vorgestellt, der das Los dieser deutschen Verbündeten im Zweiten Weltkrieg und der Folgezeit durchaus verständnisvoll behandelt.

Solche Offenheit gerade für deutsche Themen läßt sich auch an anderer Stelle ausmachen, etwa wenn von Philipp Thirault und Enea Riboldi ausgerechnet das Leben des „Seeteufels“ Graf Luckner (Aigle des Mers, bei Humano) in romantisierender Form behandeln. Wahrscheinlich würden die meisten Zeichner und Texter, auf solche Wahl ihres Sujets angesprochen, lediglich einen künstlerischen Gesichtspunkt geltend machen. Aber es ist doch unbestreitbar, daß die bandes dessinées keineswegs nur der Unterhaltung oder dem ästhetischen Genuß dienen. Sie prägen auch Vorstellungen und Einschätzungen. Sicher nicht so stark wie der Film, aber doch stärker als viele andere Medien.

Den Effekt nicht unterschätzen

Das heißt weiter, daß sie identitätstiftend wirken können, weshalb hier abschließend auf eine Reihe des Pariser Verlags „Soleil“ hingewiesen sei, der eine eigene Rubrik „Soleil Celtic“ – „Keltische Sonne“ führt. Seit dem Frühjahr 2017 erscheint dort die Serie Breizh – Histoire de la Bretagne, die mittlerweile auf fünf Ausgaben angewachsen ist. Der Text stammt von Nicolas Jarry und Thierry Jigourel, die Zeichnungen von Daniel Brecht, die Farbgebung von Erwan Seure-Le Bihan.

Die Bände sind geeignet, an die Stelle älterer Comics zur Geschichte der Bretagne zu treten, die von Reynald Secher herausgegeben wurden, zumal der Stil wesentlich moderner und dynamischer wirkt und der Inhalt weniger belehrt, sondern stärker personalisiert und dramatisiert. Die Bände liegen in den meisten bretonischen Buchhandlungen aus, und man sollte den Effekt nicht unterschätzen, wenn ein junger Bretone den Helden seiner Vergangenheit auf diesem Wege begegnet.

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Teil eins der Bretonischen Skizzen lesen Sie hier.

Zum zweiten Teil geht’s hier.

Teil drei finden Sie hier.

Comics: Jean Raspail auf dem Umschlag von „Présent“ Fotos: Karlheinz Weißmann
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