Auf den ersten Blick wirkt das kleine Büchlein wie ein ganz gewöhnlicher Reiseführer für Augsburg. Im klassischen Design der Marke Marco Polo mit rotem Kreis in der Mitte und gelbem Streifen am oberen Rand. Nur steht auf diesem nicht Marco Polo, sondern „Riot Maker“ – zu Deutsch: „Krawallmacher“. Es ist ein Reiseführer für die linksextreme Szene, die für das letzte Juni-Wochenende in Augsburg erwartet wird, wenn die AfD dort ihren Bundesparteitag abhält. Und genau den wollen die Linksradikalen verhindern.
Deswegen haben sie mit einigem Aufwand einen Reiseführer für Krawalltouristen zusammengestellt. Darin gibt es neben Stadtplänen, einer Liste mit Hotels, in denen AfD-Mitglieder übernachten könnten, sowie einer Aufstellung aller Polizeidienststellen Augsburgs auch Anleitungen für Farb- und Brandattacken, den Bau von Nagelbrettern, Straßenblockaden mit Autoreifen und „Glasbruch“.
Zahlreiche Privatadressen veröffentlicht
Als mögliche Ziele solcher Angriffe werden im darauffolgenden Kapitel die Adressen zahlreicher AfD-Büros und Geschäftsstellen aufgeführt. Hinzu kommen als „Kollaborateure“ Gaststätten, die der AfD in der Vergangenheit bereits Räumlichkeiten vermieteten.
Auf der Internetseite des Reiseführers finden sich zudem noch die Privatadressen etlicher AfD-Funktionäre, teilweise ergänzt um Handynummern und E-Mail-Adressen. Schon vor zwei Jahren hatten Unbekannte anläßlich des AfD-Bundesparteitags in Stuttgart die Wohnorte von 2.000 AfD-Mitgliedern auf einer linksextremen Internetseite veröffentlicht. In der Folge kam es zu mehreren Attacken auf die Genannten.
Doch nicht nur die AfD steht im Visier der gewaltbereiten Linksextremisten. Im Kapitel „Sehenswürdigkeiten“ listet der Reiseführer unter „rechte und autoritäre Organisationen“ auch die Parteizentralen von CSU, SPD und Bayernpartei in Augsburg auf, sowie die Häuser dreier Studentenverbindungen und das Karrierecenter der Bundeswehr.
„Revolte gegen das Kollektiv der Deutschen“
Wenige Seiten später folgen einige Kriegerdenkmäler in der Stadt und eine Gedenktafel für Martin Luther. Letzterer sei einer der „eifrigsten Antisemiten der Geschichte“ gewesen, beklagen die Autoren, und seine Verehrung „widerlich“. Selbst die Stadtbibliothek Augsburg wird als potentieller Angriffsort aufgeführt, da dort Ende April eine Veranstaltung der CSU mit dem Titel „Die 68er und ihre geistigen Brandstifter“ stattfand.
Die Verfasser des Krawallführers hoffen für das Wochenende um den 30. Juni auf eine „Revolte gegen das Kollektiv der Deutschen“. Der Kampf solle sich nicht nur gegen die AfD richten, sondern „gegen jedes Kriegerdenkmal, gegen jede Repressionsbehörde des Staates, gegen jedes Parteibüro einer rassistischen Partei, gegen jeden Kollaborateur eines erneut aufkeimenden Faschismus“.