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Staat als Erziehungsberechtigter: Mit dem Nanny-Staat gegen Übergewicht

Staat als Erziehungsberechtigter: Mit dem Nanny-Staat gegen Übergewicht

Staat als Erziehungsberechtigter: Mit dem Nanny-Staat gegen Übergewicht

Übergewicht
Übergewicht
Übergewicht: Der Staat soll schützend eingreifen Foto: picture alliance / empics
Staat als Erziehungsberechtigter
 

Mit dem Nanny-Staat gegen Übergewicht

Eine breite Phalanx aus Organisationen hat dem Dicksein den Kampf angesagt. Zu den Speerspitzen der Bewegung gehört einmal mehr die selbsternannte Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch. Die Nanny-Offensive solle schließlich in Gesetze gegen die Zuckerindustrie münden. Der Staat soll mal wieder zum Erziehungsberechtigten für große und kleine Bürgerkinder werden. Ein Kommentar von Boris T. Kaiser.
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In einem offenen Brief fordern die Deutsche Diabetes-Gesellschaft, Foodwatch und über 2.000 Ärzte die Bundesregierung dazu auf: „Dem Dicksein den Kampf anzusagen und endlich zu handeln.“

Genauer gesagt müßte es eigentlich nicht heißen, dem Dicksein den Kampf anzusagen, sondern dem Dickmachen. Die Verantwortung für ungesundes Übergewicht bei Erwachsenen und Kindern sehen die Verfasser des Briefes nämlich nicht in erster Linie bei den Betroffenen selbst oder bei deren Eltern, sondern bei der Industrie, die viel zu viel Zucker in ihre Lebens- und Genußmittel gibt.

Deshalb fordern sie, daß der Staat quasi zum Erziehungsberichtigten für große und kleine Bürgerkinder wird. Vater Staat beziehungsweise die Bundesregierung soll schützend eingreifen, um dem Verbraucher beim Einkaufen ein „Übermaß an Zucker und vor allem das Nachdenken zu ersparen.

Bürger sollen umerzogen werden

Die konkreten Forderungen lauten:

  • Einführung eine Zuckersteuer auf Cola und andere süße Softdrinks.
  • Besseres Schul- und Kita-Essen
  • Werbe-Einschränkungen für Kinderprodukte (Gemeint ist wohl vor allem „Kinderschokolade“)
  • Eine verständliche Kennzeichnung von Lebensmitteln (Sprich: Eine Ampel, die im Zweifel gesundheitliches und moralisches Rotlicht gibt)

Zu den Speerspitzen der Bewegung gehört mal wieder die selbsternannte Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch. Wie so oft, wenn es darum geht, die Bürger zu mehr „Gesundheitsbewußtsein“ umzuerziehen und den Unbelehrbaren den Konsum von allem Ungesunden einfach zu verbieten.

So fordert der „gemeinnützige Idealverein“ beispielsweise seit Jahren ein Verbot von sogenannten Energy Shots. Der Einfluß der Organisation ist offenbar so groß, daß die hochkonzentrierten Koffein-Taurin-Produkte mittlerweile, auch ohne konkretes Verbot, aus dem Handel nahezu verschwunden sind.

Prominenter Fürsprecher der Nanny-Offensive ist der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen. Harald Schmidt, in dessen Late-Night-Show Hirschhausen regelmäßig auftrat, bemerkte vor Jahren, daß der Fernsehmoderator so an Gewicht zugelegt habe, daß er seine Moderationskarten zwischenzeitlich bequem auf der eignen Wampe ablegen konnte.

Staatlich verordnete Disziplin durch Verbote

Vielleicht ist ihm deshalb, wie er sagt, der Kampf gegen das Dicksein so wichtig wie der gegen das Rauchen. Hirschhausen betont: „Zucker-Getränke sind keine Durstlöscher, sondern Dickmacher“. Statt aus dieser simplen Erkenntnis die Konsequenz zu ziehen, einfach Wasser zu trinken, rät der Arzt, der den Anspruch hat, die Menschen „glücklich und gesund zu machen“ offenbar Gesetze, die sie disziplinieren.

Staatlich verordnete Disziplin durch Verbote, abschreckende Verpackungen und Straf- und Umerziehungssteuern scheinen für den Autor von Büchern wie „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“ die ultimativen Allheilmittel in Sachen „Volksgesundheit“ zu sein.

Seiner Einschätzung schließen sich neben Foodwatch auch die Bundeszahnärztekammer, die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin, die Deutsche Adipositas-Gesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, die Deutsche Herzstiftung, die Diakonie Deutschland, die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, die Bundesvertretung der Medizinstudierenden, der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe, der AOK-Bundesverband und die Techniker Krankenkasse an.

Bei einer so breiten Front der Wächter über unsere Gesundheit dürften Gesetze doch eigentlich gar nicht mehr nötig sein. Was in der Regel bedeutet, daß bald mit ihrer Einführung zu rechnen ist.

Übergewicht: Der Staat soll schützend eingreifen Foto: picture alliance / empics
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Marc Jongen, ESN Fraktion
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