STRASSBURG. Hochrangige Politiker und Staatsgäste haben sich bei einem europäischen Trauerakt im EU-Parlament in Straßburg von Altkanzler Helmut Kohl verabschiedet. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte Kohl als großen Brückenbauer zwischen Ländern und Menschen. „Er war ein den Menschen zugewandter Weltpolitiker“, sagte Merkel.
Sie dankte dem ehemaligen Bundeskanzler auch persönlich. „Lieber Bundeskanzler Helmut Kohl, daß ich hier stehe, daran haben Sie entscheidenden Anteil. Danke für die Chancen, die Sie mir gegeben haben. Ich verneige mich vor Ihnen und Ihrem Angedenken in Dankbarkeit und Demut.“
Helmut Kohl hat Pflöcke eingeschlagen, die bis heute Halt bieten – Kanzlerin #Merkel zum Tod Helmut Kohls. pic.twitter.com/JgvqmWHtgM
— Steffen Seibert (@RegSprecher) 1. Juli 2017
„Ich habe ihn geliebt“
Der frühere amerikanische Präsident Bill Clinton betonte Kohls historische Aufgaben, vor denen er gestanden habe und wegen seiner Antworten er heute von so vielen Staatsvertretern verabschiedet werde. „Ich habe ihn geliebt. Ich habe ihn sehr gemocht“, sagte Clinton. Kohl habe eine Welt schaffen wollen, „in der niemand niemanden dominiert“.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bezeichnete Kohl als „Nachkriegsgiganten“ und „kontinentales Monument“. Er sei ein „deutscher Patriot“ gewesen, „aber auch ein europäischer Patriot“. Insbesondere sein Beitrag für die „Versöhnung“ Europas hätte ihn ausgezeichnet.
EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani sprach über Kohl von einem „mutigen Mann“, einem „Verfechter der Freiheit und der Demokratie“ sowie „Vorreiter der Wiedervereinigung unseres Kontinents“. Kohl habe sicherlich „einen Ehrenplatz im europäischen Pantheon verdient“. Kohls Verdienste seien ein „Staffelstab, den er uns weiterreicht“.
Pontifikalrequiemin Speyer
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nannte Kohl einen großen Freund Frankreichs. „Helmut Kohl reichte uns die Hand“, sagte Macron in seiner Rede. „Für meine Generation ist Helmut Kohl schon Teil der europäischen Geschichte“, betonte der 39 Jahre alte Macron.
Rußlands Ministerpräsident Dmitri Medwedjew erinnerte in seiner Trauerrede an die Beziehungen Helmut Kohls zu Rußland. Dieses sei für den CDU-Politiker ein fester Bestandteil eines vereinten Europas gewesen. „Für ihn war das ein Teil eines gemeinsamen Hauses, ohne Stacheldraht“, sagte Medwedjew, der als Privatperson sprach.
Nach dem Trauerakt in Straßburg wurde der Sarg mit dem Leichnam Kohls mit einem Polizeihubschrauber nach Ludwigshafen geflogen. Dort fuhr ein Trauerkonvoi durch die Innenstadt, bevor der Sarg über den Rhein nach Speyer gebracht wurde. Im Dom war für den Abend ein Pontifikalrequiem gepalnt, bevor Kohl nach einem militärischen Ehregeleit auf dem Friedhof neben der Friedenskirche St. Bernhard beigesetzt wird. Rund 1.000 Polizisten sichern die Trauerfeierlichkeiten. (ls)