BERLIN. Die Teilnahme des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Michael Müller (SPD), an einer „Friedenskundgebung“ gemeinsam mit verschiedenen Religionsvertretern am Breitscheidplatz stößt auf Kritik. Unter den Teilnehmern befinden sich auch mehrere islamische, vom Verfassungsschutz beobachtete Organisationen. Jüdische Vertreter zeigten sich gegenüber der Berliner Zeitung entsetzt. Das American Jewish Commitee (AJC) spricht von einer „scheinheiligen Veranstaltung“.
Auch der AfD-Fraktionsvorsitzende im Abgeordnetenhaus, Georg Pazderski, nannte die Teilnahme von radikalen Moslems „grotesk“. Der Auftritt des Regierungschefs bei der Veranstaltung sei darüber hinaus „an Dreistigkeit und Instinktlosigkeit nicht zu überbieten“. Die Veranstaltung unter dem Motto „Religionen für ein weltoffenes Berlin“ findet am Donnerstag von 18 bis 19 Uhr statt.
Kein Wort über das islamische Attentat
„In Zeiten, in denen Terrorakte die Welt erschüttern, Menschenfeindlichkeit die Herzen vieler vergiftet und Verfassungsfeinde den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gefährden, müssen wir gegen Gewalt, Haß und Intoleranz unsere Stimmen erheben“, heißt es in dem Aufruf. Eine halbe Stunde vor Beginn solle „schweigend an die Opfer von Gewalt im Namen von Religionen“ gedacht werden.
Auf dem Breitscheidplatz forderte der Anschlag eines radikalen Moslems zwölf Menschenleben sowie zahlreiche Verletzte. Das Attentat vom 19. Dezember wird in dem Aufruf jedoch nicht erwähnt. „Als religiöse Menschen einigt uns der in allen Religionen innewohnende Wunsch, zum Frieden auf Erden beizutragen“, heißt es stattdessen ganz allgemein. Gemeinsam wolle man als „Friedenstifter wirken und Menschen zu mehr Toleranz und Barmherzigkeit ermutigen“.
Moslembruderschaft als Initiator der Veranstaltung?
Allerdings finden sich unter den Teilnehmern auch die Neuköllner Begegnungsstätte (NBS), das Interkulturelle Zentrum für Dialog und Bildung (IZDB) und das Islamische Kultur- und Erziehungszentrum Berlin (IKEZ). Alle Organisationen besitzen laut aktuellem Verfassungsschutzbericht eine starke Nähe zur radikalislamischen Moslembruderschaft, die für die Einrichtung einer islamischen Theokratie mit der Scharia als Grundlage kämpft.
Die Idee der Veranstaltung ist laut Pfarrer Martin Germer von der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz von der Neuköllner Begegnungsstätte ausgegangen. „Wir haben nach interner Diskussion beschlossen, darauf einzugehen“, sagte er der Berliner Zeitung. „Wichtig ist, daß wir ein gemeinsames Thema haben.“ (FA)