HAMBURG. Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) ist tot. Der 96jährige erlag am Dienstag einer schweren Erkrankung in Hamburg. Schmidt war von 1974 bis 1982 Bundeskanzler und prägte jahrzehntelang die deutsche Politik.
In seine Amtszeit als Regierungschef fielen die Ölkrisen der siebziger Jahre sowie der Terrorismus der Rote Armee Fraktion mit der Entführung und Ermordung des BDI-Präsidenten Hanns Martin Schleyer. Schmidt war treibende Kraft hinter dem Nato-Doppelbeschluß 1979, der sowohl die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland als auch neue Gesprächsangebote an die Sowjetunion beinhaltete. Nachdem er parteiintern stark unter Druck geraten war, stürzte er im Oktober 1982 durch ein konstruktives Mißtrauensvotum der Opposition aus CDU und FDP.
Verteidigungs-, Wirtschafts- und Finanzminister
Bundesweite Bekanntheit und Popularität erwarb sich Schmidt als Innensenator Hamburgs durch sein Handeln in der Flutkatastrophe von 1962. Von 1969 bis 1974 war er Verteidigungsminister und später Wirtschafts- und Finanzminister. Von 1983 an gab der gebürtige Hanseat die Wochenzeitung Die Zeit mit heraus.
Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Schmidt unter anderem an der Ostfront bei Leningrad. Als Oberleutnant geriet er bei Kriegsende in britische Gefangenschaft. Nach dem Krieg studierte Schmidt Volkswirtschaftslehre.
Der Altkanzler war Mitte September wegen eines Arterienverschlusses im rechten Bein auf der Intensivstation der Hamburger Asklepios Klinik St. Georg behandelt worden. Von der Erkrankung erholte er sich aber nicht mehr wirklich. Am Wochenende hatte sich dann sein Zustand nach hohem Fieber rapide verschlechtert. (fl)
> Ein Nachruf auf Schmidt erscheint am Freitag in der kommenden Ausgabe der JUNGEN FREIHEIT.