MÜNCHEN. Die Grünen haben ihre Kritik an einem Denkmal für die Trümmerfrauen in München verteidigt. Gleichzeitig beschwerte sich die Münchner Grünen-Vorsitzende Katharina Schulze über empörte Reaktionen, vor allem im Internet.
Anlaß war eine Protestaktion von Schulze und ihrem Landtagskollegen Sepp Dürr, bei der sie das Denkmal für die Aufbaugeneration verhüllt und dessen Entfernung gefordert hatten. Auf einem braunen Tuch, mit dem die beiden Grünen-Politiker den Stein verhüllten, stand: „Den Richtigen ein Denkmal – nicht den Altnazis.“
Gegenüber dem Focus beklagte Schulze nun, die Grünen hätten mit der Gesellschaft über Erinnerungskultur diskutieren wollen. Doch statt dessen hätten Rechte die Debatte geentert. Sie und Dürr seien Opfer eines wahren Wutsturms geworden und hätten zahllose Anrufe, Drohungen und Haßmails erhalten. Bei Facebook gründeten sich zahlreiche Gruppen, die den Rücktritt der beiden Politiker fordern.
„Aktion vom rechtsextremen Rand“
Bei den Protesten handle es sich eindeutig um „eine konzentrierte Aktion vom rechtsextremen Rand“, sagte Schulze. „Es ist sehr erschreckend, diesen Rechtsradikalismus zu sehen und auch was für einen Organisationsgrad er hat.“ Dies zeige, daß die Debatte weitergeführt werden müsse. Die Auseinandersetzung mit dem Thema sei auch für ihre Generation sehr wichtig. „In jeder Generation muß neu über Erinnerung diskutiert werden. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Großeltern fällt nicht immer leicht, weil sie oft durch Kindheitserinnerungen verklärt sind“, erläuterte die Grünen-Abgeordnete.
Die Grünen stützen sich bei ihrer Kritik auf das Münchner Stadtarchiv. Laut diesem seien nach Kriegsende etwa 1.500 Menschen bei den Aufräumarbeiten in München eingesetzt gewesen. 1.300 davon sollen Männer gewesen sein. Der Großteil der Aufbauhelfer sei zwangsverpflichtet worden, weil sie im Krieg Mitglieder von NS-Organisationen waren.
Auch die Grüne Jugend München hatte die Protestaktion kurz darauf in einer Mitteilung verteidigt. Es dürfe kein Vergeben und kein Vergessen geben, hieß es darin unter anderem. Nach kurzer Zeit verschwand die Erklärung jedoch wieder von der Internetseite der Grünen Jugend. Zu den Gründen für die Entscheidung wollte sich der Grünen-Nachwuchs gegenüber der JUNGEN FREIHEIT jedoch nicht äußern. (krk)