WERNIGERODE. Acht ehemalige leitende Forstamtsbeamte aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt haben schwere Vorwürfe gegen die grüne Ideologie der Nationalparkverwaltung Harz erhoben. Denn 90 Prozent der Fichten auf der 24.700 Hektar großen Fläche sind tot. Der Anblick der „einst grünen Landschaft ist schockierend und gruselig“, schreiben sie in einem Gastbeitrag für die Welt.
Verursacht hat die Steppenlandschaft der Borkenkäfer. Er konnte ungehindert über den riesigen Wald herfallen, weil die Nationalparkverwaltung dies so wollte: „Der Borkenkäfer gehört zur Natur und darf deshalb nicht bekämpft werden.“ Dies sei, so die Autoren, „völlig realitätsfremd“.
Sie sprechen von einer „vorsätzlichen Opferung von Wald, weil man den Borkenkäfer aus ideologischen Gründen nicht bekämpft“ habe. Diese Haltung nennen sie nicht nur eine „bioethische Fehlinterpretation“, sondern eine „einzige Katastrophe“.
„Das Feuer hat der Nationalpark gelegt“
Angesprochen fühlen von der massiven Kritik dürfte sich der ehemalige Nabu-Funktionär Roland Pietsch. 2021 ernannte ihn Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) zum Leiter des Nationalparks. Wichtigster Mann danach als Leiter des Fachbereichs 1 ist Karsten Torkler, im Nebenjob kommunaler SPD-Politiker.
Die Forstamtdirektoren und -leiter a.D. unterstellen der Nationalpark-Führung eine Doppelmoral: „Der Borkenkäfer wird nicht bekämpft, weil er zur Natur gehöre. Das Rotwild aber wird bejagt, folglich gehört es nicht zur Natur?“ Die Nationalparkverwaltung weise nach dem Absterben des fast vollständigen Waldes zudem jede „eigene Schuld von sich“ und schiebe die Naturkatastrophe auf den Klimawandel.
Doch das wollen die Experten nicht gelten lassen: „Das Feuer hat jedoch der Nationalpark gelegt, indem er den Zündfunken durch Unterlassen auslöste und das Feuer danach noch anfachte.“ Zu der Katastrophe beigetragen habe die Fusion aus den beiden Nationalparks Hochharz aus Sachsen-Anhalt und Nationalpark Harz aus Niedersachsen 2006. Denn diese sei „ein rein politischer Coup ohne fachlichen Hintergrund, der in erster Linie dem politischen Machterhalt dienen sollte“, gewesen.
Auch Wirtschaftswälder im Harz betroffen
Vorher sei der Borkenkäfer im Harz sehr erfolgreich auf ganzer Fläche bekämpft worden. Erst danach „wurde die Bekämpfung eingestellt“. Der Schaden, den die Ideologie angerichtet habe, den Schädling zu schützen, betreffe inzwischen auch „riesige Flächen im angrenzenden Wirtschaftswald“.
Außerdem sei „aus ideologischen Gründen“ eine weitere Katastrophe verursacht worden: Weil die toten Bäume nicht beseitigt wurden, „entweichen Millionen Kubikmeter CO₂ aus dem Holz“. Außerdem komme es nun zu ungehindertem Wasserabfluß nach Starkregen und „Folgen für die Bewohner“.
Für die Zukunft des Waldes sehen die Fachleute schwarz. Es handele sich um „Unwahrheiten und gezielte Täuschungen“, wenn die Nationalparkverwaltung davon spreche, daß ein neuer Wald entstehen würde: „Tatsächlich passiert das nur auf Flächen, auf denen sich noch einige lebende Mutterbäume, also Samenbäume, befinden. Auf riesigen Flächen, auf denen alle Bäume abgestorben sind, entstehen steppenartige Strukturen. Ohne Mutterbäume gibt es keine Kinder.“
Fachleute fordern „Abkehr vom ideologischen Naturschutz“
Auch die Behauptung, der neue Wald werde viel artenreicher und ein schöner Mischwald, ziehen die Experten in Zweifel: „Wie soll denn das geschehen, fragen wir?“ Aus den Überlebenden eines artenarmen Fichtenwaldes werde erneut ein artenarmer Fichtenwald: „Da kommen nicht wie von Zauberhand plötzlich andere Mischbaumarten her.“ Die „Baum-Kinder“, wenn sie denn überhaupt wachsen, „werden die gleichen Eigenschaften wie die ihrer Eltern aufweisen, und alles wird wie vor der Käferzeit“.
Es sei „dringend notwendig“, eine „Abkehr vom ideologischen Naturschutz und eine Hinwendung zum freiheitlichen Naturschutz“ zu vollziehen. Denn: „Wie soll zudem eine internationale Anerkennung als Waldnationalpark aussehen, wenn kein Wald mehr vorhanden ist?“ (fh)