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Zweiter Weltkrieg: Sowjets wollten Fakten schaffen in Fernost

Zweiter Weltkrieg: Sowjets wollten Fakten schaffen in Fernost

Zweiter Weltkrieg: Sowjets wollten Fakten schaffen in Fernost

Japanische Soldaten marschieren durch die Mandschurei; bevor die Sowjets sie vertrieben.
Japanische Soldaten marschieren durch die Mandschurei; bevor die Sowjets sie vertrieben.
Japanische Soldaten marschieren durch die Mandschurei; bevor die Sowjets sie vertrieben. Foto: picture-alliance / akg-images | akg-images
Zweiter Weltkrieg
 

Sowjets wollten Fakten schaffen in Fernost

Im August 1945 rücken die Sowjets in die Mandschurei vor. Dabei hinterließen sie eine Blutspur wie bereits zuvor in Europa. Zugleich legte Moskau den Keim für einen kommenden Krieg.
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Am 18. September 1931 marschierte die japanische Kwantung-Armee in der Mandschurei ein. Diese rohstoffreiche chinesische Provinz grenzte im Norden und Osten an Sibirien, im Westen an die 1924 gegründete Mongolische Volksrepublik und im Süden an die damalige japanische Kolonie Korea. Nach der Invasion entstand hier am 1. März 1932 das Kaiserreich Mandschukuo, welches ein lupenreiner Marionettenstaat Tokios war.

Die Versuche der Kwantung-Armee, weiter auf sowjetisches und mongolisches Gebiet vorzustoßen, führten 1938/39 zu schweren Grenzkonflikten. Sie endeten mit dem Abschluß des japanisch-sowjetischen Neutralitätspaktes vom 13. April 1941, der Stalin die Konzentration auf Europa ermöglichte und den Japanern den Rücken im Pazifik freihielt.

Angesichts der bevorstehenden deutschen Niederlage gab der Kreml-Herrscher während der Konferenz von Jalta im Februar 1945 gegenüber Churchill und Roosevelt das Versprechen ab, daß die Rote Armee innerhalb von drei Monaten nach der Kapitulation des Dritten Reiches in den Krieg gegen Japan eintreten werde. Dem folgten im März erste Truppenverlegungen – und schon bald rollten bis zu dreißig Züge pro Tag mit Kriegsgerät und kampferfahrenen Soldaten auf den Gleisen der Transsibirischen Eisenbahn nach Fernost.

Gleichzeitig bestätigte der Kreml aber am 5. April 1945 die Gültigkeit des Neutralitätsvertrages mit Tokio bis zum April 1946. Dem folgte dann freilich am späten Abend des 8. August 1945 die Übergabe der Kriegserklärung durch den sowjetischen Außenminister Wjatscheslaw Molotow an den japanischen Botschafter in Moskau, Sato Naotake. Unmittelbar nach Anbruch des 9. August, also nur wenig mehr als eine Stunde darauf, begann der Einmarsch der Roten Armee in die Mandschurei. Dabei trafen zwei gewaltige Streitmächte aufeinander.

Sowjets rückten mit gewaltiger Streitmacht vor

Die UdSSR bot 89 Divisionen mit mehr als 1,5 Millionen Mann, darunter auch 16.000 Mongolen, sowie 5.556 Panzer und 3.721 Flugzeuge auf, während die Kwantung-Armee über 665.000 Soldaten in der Mandschurei und 336.000 in Korea verfügte – alles in allem waren das 31 Divisionen und 13 Brigaden. Dazu kamen rund 200.000 Angehörige der Streitkräfte von Mandschukuo. Die japanische Seite besaß allerdings nur 370 echte Panzer und 627 Kampfflugzeuge.

Der Plan für die „Mandschurische strategische offensive Operation“ unter dem Oberbefehl von Marschall der Sowjetunion Alexander Wassilewski sah eine große Zangenbewegung vor: Von Westen und Osten her sollten die Transbaikal-Front unter Marschall Rodion Malinowski und die 1. Fernostfront unter Marschall Kirill Merezkow den Gegner einkesseln, während die von Armeegeneral Maxim Purkajew kommandierte 2. Fernostfront den Auftrag hatte, die Japaner direkt von Norden her zu attackieren. Dazu mußten die sechs Armeen der Transbaikal-Front mitsamt der sowjetisch-mongolischen mechanisierten Kavalleriegruppe Plijew durch die östlichen Randwüsten der Gobi und die Schluchten des Hinggan-Gebirges vorstoßen, während der Weg der fünf Armeen der 1. Fernostfront durch die vom Regen aufgeweichte Taiga führte.

Japaner gerieten schnell in die Defensive

Aufgrund der schnellen Überwindung des schwierigen Geländes an den Grenzen der Mandschurei geriet die Heeresgruppe der Kwantung-Armee unter dem Oberbefehl von General Yamada Otozo, dem drei Regional-Armeen, eine unabhängige Armee und zwei Luftflotten auf einer Fläche von der Größe Westeuropas unterstanden, sehr schnell in die Defensive. Nun rächte sich der Abzug der Eliteeinheiten der Japaner im März 1945 sowie die ungenügende Ausrüstung mit schweren Waffen.

So besaßen die Panzerabwehreinheiten des Tenno lediglich 37- und 45-Millimeter-Kanonen, welche gegen die sowjetischen T-34 nichts ausrichten konnten. Deshalb ließ Yamada schließlich Selbstmordkommandos zur Panzerbekämpfung mit Handgranaten und Minen aufstellen.

Während ihrer Invasion begingen die sowjetischen Truppen ähnliche Kriegsverbrechen wie ab Herbst 1944 auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. Überall kam es zu Massenvergewaltigungen, Plünderungen, Brandschatzungen und Massakern an japanischen, aber auch chinesischen und koreanischen Zivilisten. Dagegen protestierten sogar lokale Führer der Kommunistischen Partei Chinas, weswegen davon auszugehen ist, daß das Wüten der Rotarmisten in der Mandschurei mit zur späteren sowjetisch-chinesischen Entfremdung beitrug.

Moskau legte Keim für kommenden Korea-Krieg

Am 15. August 1945 verkündete der japanische Kaiser Hirohito in einer Rundfunkansprache die bedingungslose Kapitulation seines Landes, woraufhin Yamada am 19. August die Kapitulationsurkunde der Kwantung-Armee unterzeichnete. Am selben Tag nahmen die Sowjets Aisin Gioro Puyi, den Kaiser von Mandschukuo, gefangen, der anschließend bis 1959 in Umerziehungslagern der chinesischen Kommunisten saß.

Nach der japanischen Kapitulation besetzten Einheiten der Roten Armee auch den südlichen, bislang zu Japan gehörenden Teil der Insel Sachalin und die Inselkette der Kurilen, welche sich von der russischen Halbinsel Kamtschatka bis zur japanischen Insel Hokkaido hinzieht. Die japanische Nordinsel wollte Stalin ebenfalls annektieren, was aber wegen der Überdehnung der Nachschublinien unterblieb. Diese sorgte gleichermaßen auch für den Verzicht auf die komplette Einnahme der koreanischen Halbinsel.

Allerdings konnte der Kreml seine Marionette Kim Il-sung als Machthaber über den nördlichen Teil Koreas bis zum 38. Breitengrad einsetzen, womit der Keim für den späteren Koreakrieg mit vier Millionen Opfern gelegt war. Die „Mandschurische strategische offensive Operation“ forderte hingegen rund 12.000 Tote auf sowjetisch-mongolischer und 84.000 auf japanischer Seite.

Aus der JF-Ausgabe 32/32-25.

Japanische Soldaten marschieren durch die Mandschurei; bevor die Sowjets sie vertrieben. Foto: picture-alliance / akg-images | akg-images
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