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Deutsch-Dänischer Krieg: Der vergessene Krieg von 1864

Deutsch-Dänischer Krieg: Der vergessene Krieg von 1864

Deutsch-Dänischer Krieg: Der vergessene Krieg von 1864

Düppeler Schanzen
Düppeler Schanzen
Kampf um die Düppeler Schanzen (Gemälde von Jorgen Sonne, 1871): Der erste der deutschen Einigungskriege Foto: Wikipedia
Deutsch-Dänischer Krieg
 

Der vergessene Krieg von 1864

Vor 150 Jahren begann der Deutsch-Dänische Krieg. Von Anfang an sahen sich die Dänen einer Übermacht von Preußen und Österreichern gegenüber.
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Während sich in Deutschland das öffentliche Erinnern 2014 auf den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren konzentriert, scheint der Deutsch-Dänische Krieg von 1864 als erster der deutschen Einigungskriege weitgehend in Vergessenheit geraten und zu einer An­ gelegenheit der Fachhistoriker geworden zu sein.

Nach der einseitigen Annektion des Herzogtums Schleswig durch die dänische Verfassung vom November 1863 und der daraus resultierenden kampflosen Besetzung Holsteins durch deutsche Bundestruppen hatte Dänemark am I6.  Januar 1864 ein preußisch­ österreichisches Ultimatum zur Rücknahme der „Novemberverfassung“ abgelehnt, so daß der Krieg um Schleswig unvermeidbar wurde.

Die Dänen stehen einer Übermacht gegenüber

65.800 Preußen und Österreichern standen rund 38.000 dänische Soldaten in Schleswig gegenüber, deren Gros die Danewerkstellung besetzt hielt. Diese schon aus dem Mittelalter stammende, zur Abwehr von Angreifern aus dem Süden angelegte Feldbefestigung war seit 1861 modern ausgebaut worden. Allerdings fehlten weitestgehend überdachte Unterkünfte für die Verteidiger, so daß das Danewerk keineswegs wintertauglich war.

Hinzu kam, daß Preußen und Österreich nur Teile ihrer Armeen aufgeboten hatten und bei Bedarf weitere Reserven mobilisieren konnten, während die dänische Armee über das eingesetzte Feldheer hinaus kaum über weitere Reserven verfügte. Auch reichten die dänischen Streitkräfte im Grunde nicht einmal für eine frontale Verteidigung Jütlands in der Danewerkstellung aus.

Rückzug auf die Düppelstellungen

Am Morgen des 1. Februars 1864 überschritten die Verbündeten die Grenze nach Schleswig. Während die Preußen am 2.  Februar mit ihrem Versuch eines schnellen Überganges über die Schlei bei Missunde scheiterten, gelang es den Österreichern am 3.  Februar mit der Einnahme des Königsbergs bei Jagel südwestlich von Schleswig, eine strategische Position zu gewinnen, von der aus man die gesamte Danewerk-Stellung überblicken und beherrschen konnte.

Angesichts dessen entschloß sich das dänische Oberkommando bereits am 5. Februar zur Räumung des Danewerks. Nach dessen Wegfall standen den Dänen noch zwei Flankenstellungen bei Düppel und Fredericia, jeweils mit Rücken zur Ostsee zur Verfügung, um von diesen aus den weiteren Vormarsch der Verbündeten nach Norden aus der Flanke heraus zu bedrohen und so Jütland zu verteidigen. Das Gros des dänischen Heeres besetzte am 7. Februar die Düppelstellung, während sich ein kleinerer Teil weiter nach Norden über die Grenze zwischen Schleswig und Dänemark auf Kolding, Vejle und die Festung Fredericia zurückzog.

Die Düppelstellung bestand aus zehn Erdschanzen, die in einem drei Kilometer langen Bogen vom Alsensund bis zur Bucht von Vemmingbund angelegt worden waren.  Den Rest des Fe­bruars und bis in den März hinein arbeiteten die Dänen an der Verstärkung der Schanzen, der Anlage von Laufgräben und der Errichtung von Hindernissen zwischen den Schanzen.

Sturmangriff der Alliierten

Währenddessen schloß das preußische Korps am 12 . Februar die Düppelstellung ein und drängte die dänischen Vorposten in einer Reihe von Gefechten bis Mitte März bis kurz vor Düppel mit den eigentlichen Befestigungen zurück . Zugleich besetzten die Verbündeten Nordschleswig bis zur dänischen Grenze. Preußische Truppen besetzten am 18.  Februar auch kampflos die dänische Stadt Kolding. Ab dem 8. März stießen die Verbündeten dann weiter nach Dänemark vor, riegelten die Festung Fredericia ab, nahmen die Stadt Vejle ein und erreichten die Städte Horsens und Skanderborg, während sich die Dänen weiter nach Norden zurückzogen .

Siegreiche Preußen auf den Düppeler Schanzen: Sturmangriff am 18.  April 1864 Foto: Wikipedia / Bundesarchiv
Siegreiche Preußen auf den Düppeler Schanzen: Sturmangriff am 18. April 1864 Foto: Wikipedia / Bundesarchiv

Ab dem 15.  März begann der Beschuß der Düppelstellung mit schwerer Belagerungsartillerie.  Die sturmreif geschossenen Schanzen wurden schließlich am 18.  April 1864 von den Preußen gestürmt. Die letzten dänischen Verteidiger zogen sich am Nachmittag über den Sund nach Alsen zurück. Am Abend dieses Tages hatten die Dänen mehr als 4.800 Soldaten verloren.  Die preußischen Verluste betrugen 1.201 Mann, darunter 263 Gefallene.  Nach dem Verlust von Düppel räumten die Dänen am 28. April kampflos die Festung Fredericia, die von Österreichischen Truppen besetzt wurde.

Friedensverhandlungen scheitern am dänischen Widerstand

Am 25. April 1864 begannen in London Verhandlungen, die zu einem Waffenstillstand ab dem 12. Mai führten. Die weiteren Verhandlungen scheiterten aber vor allem an der Unnachgiebigkeit Dänemarks, so daß am 26.  Juni die Kampfhandlungen wieder aufgenommen wurden: Bereits am 29. Juni setzten preußische Truppen von Düppel nach Alsen über und eroberten die Insel. Die dänischen Verteidiger zogen sich nach Fünen zurück. In Jütland besetzten die Verbündeten bis Mitte Juli auch das nördliche Jütland bis Skagen.  Zwischen dem 13. und dem 18.  Juli 1864 besetzten österreichische Truppen auch die nordfriesischen Inseln Sylt, Föhr, Romo und Fano, womit die Kampfhandlungen ihr Ende fanden.

In Kopenhagen kam es nun zu einem Regierungswechsel. Am 20. Juli trat ein neuer Waffenstillstand in Kraft, der in Friedensverhandlungen einmündete. Dänemark verlor im Frieden von Wien am 30. Oktober 1864 beide Herzogtümer an Preußen und Österreich.  Das bedeutete den Verlust von 40 Prozent des Staatsgebietes und eines guten Drittels der Gesamtbevölkerung Dänemarks. Dänemark hatte sich von einem multiethnischen Gesamtstaat zu einem Nationalstaat gewandelt und sah sich auf sein eigentliches Kernland beschränkt. Machtpolitisch war es von einer europäischen Mittelmacht zum Kleinstaat geworden. Das Trauma dieser Niederlage saß tief und wirkt in der dänischen Erinnerungskultur bis heute nach.

Deutsche Erinnerungsofferte wird ausgeschlagen

So heißt es in einem offiziellen Faltblatt des 1992 eröffneten Geschichtszentrums „Dybbol Banke“, Düppel sei für Dänemark „ein  Symbol von nationaler Bedeutung“. Als Ende 2011 vorgeschlagen wurde, hier zum 150.  Jahrestag der Erstürmung der Düppeler Schanzen ein deutsch-dänisches Versöhnungsdenkmal zu errichten, stieß dies in Dänemark auf massive Ablehnung: Der Vorschlag sei eine Provokation und eine Quelle für Unruhe und Spaltung  in der Bevölkerung. Düppel solle „für ein rein dänisches Gedenken“ an die Schlacht bewahrt werden, das sei man den Vorfahren schuldig. Schließlich hätten fünf Generationen unter deutscher Herrschaft leiden müssen.

Der Flensburger Löwe wird von Joachim Prinz zu Dänemark neu eingeweiht: Nationales dänisches Trauma Foto: Wikipedia / Soenke Rahn mit CC-Lizenz https://tinyurl.com/3hth25
Der Flensburger Löwe wird von Joachim Prinz zu Dänemark neu eingeweiht: Nationales dänisches Trauma Foto: Wikipedia / Soenke Rahn mit CC-Lizenz https://tinyurl.com/3hth25

Umgekehrt wurde 2011 der „Idstedt-Löwe“ wieder auf dem Alten Friedhof in Flensburg aufgestellt. Bei ldstedt in der Nähe von Schleswig hatte Dänemark 1850 die deutschen Schles­wig-Holsteiner besiegt. Das dänische Siegesdenkmal trägt auch heute noch die ursprüngliche dänischsprachige Widmung „Isted den 25 . Juli 1850“, der die zweisprachige Angabe: „Wiedererrichtet 2010 als Zeichen von Freundschaft und Vertrauen zwischen Dänen und Deutschen“ angehängt wurde.

Angesichts des Vorranges der ursprünglichen Widmung bedeutet die Wiederaufrichtung des „Löwen“ letztlich, den damaligen dänischen Sieg nun auch deutscherseits anzuerkennen und positiv zu sehen. Damit hat die deutsche Stadt Flensburg im Grunde die dänische Sicht auf 1850 und 1864 übernommen, was für den deutschen Mentalitätswandel der letzten Jahre spricht. Letztlich sollte aber jedes Volk eine eigenständige Erinnerungskultur entwickeln, eine fremde ist bestenfalls geliehen, schlimmstenfalls „politisch korrekt“ aufgezwungen.

Kampf um die Düppeler Schanzen (Gemälde von Jorgen Sonne, 1871): Der erste der deutschen Einigungskriege Foto: Wikipedia
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