Anzeige
Anzeige

Steigender Verbrauch und hohe Gewinne: Wie Kupfer den Rohstoffmarkt erobert

Steigender Verbrauch und hohe Gewinne: Wie Kupfer den Rohstoffmarkt erobert

Steigender Verbrauch und hohe Gewinne: Wie Kupfer den Rohstoffmarkt erobert

Die Kupfermine in Spanien ist eines der bedeutendsten Förderanlagen der Welt.
Die Kupfermine in Spanien ist eines der bedeutendsten Förderanlagen der Welt.
Der größte Tagebau Europas: Die Kupfermine Corta Atalaya in Spanien fördert Tonnen des begehrten Metalls. Foto: IMAGO / imagebroker.
Steigender Verbrauch und hohe Gewinne
 

Wie Kupfer den Rohstoffmarkt erobert

Kupfer wird am Rohstoffmarkt immer beliebter - und geopolitisch dadurch immer relevanter. China baut seine Förderung massiv aus, während die USA unter Präsident Trump Unmengen importieren und hohe Zölle erheben. Wie entwickelt sich das Geschäft mit dem roten Metall weiter?
Anzeige

Der kalifornische Goldrausch von 1848 ist Geschichte. Jetzt herrscht Kupferrausch. Grund ist Donald Trump – diesmal aber wirklich. Hatte die ihm zur Last gelegte Dollarschwäche andere Gründe, ist der Zusammenhang bei Kupfer eindeutig. Es sind seine neuen Zölle von 50 Prozent. „Heute machen wir Kupfer“, so der US-Präsident bei der Ankündigung nach der Kabinettssitzung vom 8. Juli.

Handelsminister Howard Lutnick sprach von Ende Juli oder Anfang August als Startdatum. Der Kupferkurs an der New Yorker Rohstoffbörse legte kräftig auf Rekordniveau zu, fiel aber in London. In den USA ist Kupfer nun 40 Prozent teurer als noch am Jahresanfang. Der Preisaufschlag gegenüber dem zollfreien Kurs in London liegt bei 30 Prozent.

Kommt wieder eine Trumpsche Kehrtwende?

Rohstoffe neigen zu extremen Schwankungen. Man kennt es vom Rohöl, das 2020 in der Corona-Krise ein paar Stunden lang bei negativen Kursen von bis zu -37 Dollar notierte. Gemeinsam ist solch Absurditäten, daß eine wirtschaftliche Ursache, wie bei Corona der Wegbruch der Nachfrage, mit einem technischen Problem zusammentrifft – im Fall des negativen Ölpreises war es die begrenzte Lagerkapazität am Lieferort Cushing in Texas.

Im Kupfermarkt herrscht aktuell ein ähnliches Lagebild. Ihren Ursprung nimmt die Kupfergräberstimmung in Trumps US-Zöllen auf das rote Metall. Die werden schon länger erwartet, weil Lutnick Kupferimporte schon seit Februar unter dem Gesichtspunkt der nationalen Sicherheit prüfen läßt. Erwartet waren Zölle zwischen zehn und 25 Prozent. Die jetzt angekündigten 50 Prozent kamen als ein Schock. Viele erwarten eine Trumpsche Kehrtwende im letzten Moment, doch darauf verlassen will sich niemand mehr.

USA importieren immer mehr Kupfer

Schon seit Anfang des Jahres gehen die Kupferpreise zwischen den zwei Handelszentren London und New York auseinander. Es ist ein lukratives Geschäft, den inzwischen 30prozentigen Preisunterschied auszunutzen. Deshalb transportieren schon seit Monaten Metallhändler Kupfer aus der ganzen Welt in ihre US-Lagerhäuser, um eventuellen Zöllen zuvorzukommen – eine Marktdynamik, die auch bei Edelmetallen beobachtet wird. Schon 600.000 Tonnen mehr als nötig sollen in diesem Jahr in die USA importiert worden sein, um dem Stichtag möglicher Kupfer-Zölle zuvorzukommen.

Das alleine wäre nicht weiter wild, doch es sind die Dimensionen, die ein Problem darstellen, zusammen mit dem begrenzten Lagerinventar und einer Förderung, die den plötzlichen Nachfrageschub nicht bedienen kann. Wer kein Kupfer hat, kann auch den Preisunterschied nicht ausnutzen.

Die Hast, mit der noch schnell Kupfer verschifft wird, sorgt schon seit einigen Monaten zu Verzerrungen im Markt, die sich bei Terminkontrakten (Futures) bemerkbar machen. Bei Terminkontrakten wird ein Preis für die Lieferung an einem künftigen Liefertermin festgelegt. Normalerweise ist der Preis um so höher, je ferner der Termin in der Zukunft liegt, denn der Verkäufer muß bis dahin die Lagerkosten tragen.

China ist für 60 Prozent des Verbrauchs verantwortlich

Seit einiger Zeit ist es umgekehrt: Wer das Kupfer sofort haben will, muß eine Prämie im Vergleich zu künftigen Lieferungen zahlen. Allerdings gilt dies nur für Terminkontrakte in New York – in London herrschen noch normale Preisverhältnisse. Kupfer gilt als Frühindikator des Wirtschaftsgeschehens. Der Gesamtverbrauch ist in den letzten 20 Jahren um die Hälfte gestiegen. China ist für 60 Prozent des Verbrauchs verantwortlich, der „grüne“ Sektor von Windrädern bis Elektroautos nur für vier. Ein Drittel des Verbrauchs kommt vom Recycling.

Knapp die Hälfte des in den USA verarbeiteten Kupfers stammt aus Importen, hauptsächlich aus Chile. Die einheimischen Vorkommen liegen in Nevada und New Mexico, doch Aktien des größten dort aktiven Bergbaukonzerns, Freeport-McMoRan, sind schon stark gestiegen, was teilweise auch an dem ebenfalls abgebauten Gold liegt.

Zollsätze dienen als Verhandlungsmasse

Jetzt noch auf den abgefahrenen Zug aufspringen zu wollen, sei es in Rohstoff-ETFs oder Förderunternehmen, ist riskant. Denn stimmt die Theorie vieler Marktteilnehmer, daß Trump den hohen Zoll nur als Hebel bei Handelsgesprächen mit Chile und Kanada nutzen will, können die Kurse bei Kupfer und den Bergbauaktien schnell wieder drehen. Möglich ist aber auch, daß Trump den von Biden eingeschlagenen Weg fortführt, die heimische Kupferförderung anzukurbeln, nur mit den für Trump typischen brachialen Methoden.

Darauf deuten erste Reaktionen aus der Industrie hin. Rio Tintos Chefin des Kupfergeschäfts, Katie Jackson, kündigte an, der britische Konzern werde den Kupferbergbau in den USA ausbauen. Auch Industrielegende Robert Friedland, der sich einen Namen mit der Erschließung des Vorkommens im Türkishügel (Oyu Tolgoi) in der Mongolei machte, unterstützt die Zölle. Kurzfristig dürfte Trump die hohen Sätze als Verhandlungsmasse nutzen, längerfristig dürfte dann ein reduzierter Satz zum Ausbau der heimischen Förderung bleiben.

Der kapitalintensive Bergbau wird auf Jahrzehnte hinaus geplant

Daß es mehr um Geopolitik als Geld geht, zeigen auch die Förderstatistiken. China ist der viertgrößte Produzent und investiert rund die Hälfte der im vergangenen Jahr weltweit ausgegebenen 55 Milliarden Dollar in den Ausbau seiner Förderung.

Die USA sind auf den fünften Platz hinter China zurückgefallen, haben aber noch erhebliches Potential in bisher nicht erschlossenen Lagerstätten in Minnesota und Michigan. Die Behauptung von Trump und Lutnick, es gehe um nationale Interessen, ist also nicht von der Hand zu weisen.

Die Frage ist nur, ob Zölle das geeignete Instrument sind, mehr Investitionen zu steuern. Der kapitalintensive Bergbau wird auf Jahrzehnte hinaus geplant. Die Zölle können sich mit jedem Regierungswechsel ändern und bieten keine wirtschaftliche Planungssicherheit.

Aus der JF-Ausgabe 30/25.

Der größte Tagebau Europas: Die Kupfermine Corta Atalaya in Spanien fördert Tonnen des begehrten Metalls. Foto: IMAGO / imagebroker.
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag

ähnliche Themen
aktuelles