BERLIN. Die Arbeitsagenturen setzen trotz hoher Arbeitslosigkeit unter Menschen ohne Berufsabschluß verstärkt auf ausländische Arbeitskräfte. Im Jahr 2024 wurden mindestens 40.000 Personen ohne anerkannte Berufsqualifikation aus dem Ausland nach Deutschland geholt – nahezu doppelt so viele wie ursprünglich geplant.
Das Mitte des Jahres ausgeweitete Anwerbekontingent sei vollständig ausgeschöpft worden, teilt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales mit. Von der zunächst angedachten Befristung dieser Arbeitsverhältnisse ist keine Rede mehr. Diese Zahlen gehen aus Recherchen des Autors Nikolaus Blome hervor, dessen Buch „Falsche Wahrheiten: 12 linke Glaubenssätze, die unser Land in die Irre führen“ am Mittwoch veröffentlicht wird.
Gleichzeitig erreichte die Zahl der arbeitslosen Menschen ohne Berufsabschluß einen neuen Höchststand. Im Dezember 2024 waren es 1,5 Millionen, davon 1,2 Millionen Langzeitarbeitslose. 44 Prozent aller Langzeitarbeitslosen waren Ausländer. Das Arbeitsministerium argumentiert, daß Zuwanderung trotz inländischer Bemühungen notwendig sei, um die Nachfrage nach Fach- und Arbeitskräften zu decken. Mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz habe die Bundesregierung daher die Einwanderungsregeln erleichtert.
Zu wenige Bürgergeldempfänger
Die Mehrheit der 40.000 angeworbenen Arbeitskräfte stammt aus den Westbalkan-Staaten. Rund zwei Drittel arbeiten in einfachen Tätigkeiten, etwa als Zusteller, Bauhelfer oder in der Gastronomie. Auf Fachkräfteniveau sind sie vor allem als Köche, Fahrzeugführer oder auf Baustellen tätig. Unternehmensverbände hatten zuvor über Personalengpässe geklagt, die auch durch arbeitslose Bürgergeldempfänger nicht behoben werden konnten.
Hintergrund der verstärkten Anwerbung ist die Einschätzung der Bundesagentur und des Arbeitsministeriums, daß einfache Tätigkeiten für Langzeitarbeitslose oft als „Drehtür-Jobs“ gelten und wenig nachhaltig seien. Da die Arbeit dennoch erledigt werden muß, wurde es den Unternehmen im Jahr 2024 erleichtert, Arbeitskräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Gleichzeitig betont das Ministerium, daß inländische Arbeitskräfte nicht verdrängt würden und die Bedingungen für sie unverändert blieben. (rr)