FRANKFURT AM MAIN. Anläßlich eines Beitrages in der ZDF-Sendung „Neo Magazin Royale“ hat sich der neue CEO von Degussa, Christian Rauch, von der jüngsten Vergangenheit des Unternehmens distanziert. Der ZDF-Moderator Jan Böhmermann hatte Degussa für angeblich rechte Umtriebe scharf kritisiert. Rauch hielt dem nun entgegen, daß der ZDF-Beitrag, der ihn „sehr bewegt“ habe, nicht in der Gegenwart ende.
Inzwischen habe man einen „ganz starken Wandel“ vollzogen, sagte Rauch der FAZ: „Wir distanzieren uns ausdrücklich deutlich von unserer Vergangenheit.“ In den sechs Monaten, die er als CEO im Amt sei, richte er „die Degussa inhaltlich, strategisch, strukturell und personell neu aus. Wir haben keine Nähe mehr zu irgendwelchen rechten politischen Gruppierungen, und ich habe auch alle Verbindungen zu entsprechenden Institutionen gekappt“.
Degussa distanziert sich von Markus Krall
Rauch ging auf Distanz zu seinem Vorgänger Markus Krall. Von diesem habe sich die Degussa im vorigen Jahr getrennt. Er sehe es, anders als Krall, nicht als seine Aufgabe an, „mich zum deutschen Sozialsystem zu äußern“. Vielmehr fühle er sich „privilegiert, daß ich hier leben darf“. Sein Unternehmen wolle sich nun für die Menschen „gesellschaftlich engagieren“, die sich kein Gold und Silber leisten könnten: „Auch das ist neu bei der Degussa.“
Hintergrund der gesellschaftlichen Neuausrichtung ist der Tod des Haupteigentümers August von Finck junior. Dieser galt als Sympathisant der AfD und soll an die Partei auch gespendet haben. Nachdem dessen Sohn August François von Finck das Unternehmen erbte, wolle es sich politisch neu positionieren, bestätigte Rauch.
„Auf ökologische Aspekte besinnen“
Man werde nun auf jüngere Kunden setzen und „sich stärker auf ökologische und philanthropische Aspekte besinnen“. Gemeinsam mit dem neuen Eigentümer, also dem Finck-Sohn, habe er, Rauch, „die Strategie ausgearbeitet. Aber es ist ganz klar sein Auftrag“.
Auf die Frage der FAZ, ob in der Vergangenheit Geld zu „Reichsbürgern oder zur AfD floß“, sagte er: „Ich kann Ihnen nur versichern, daß ich alles tun werde, um sicherzustellen, daß so etwas unter meiner Leitung nicht passiert.“
Neben Krall hat sich Degussa nun auch vom langjährigen Chefvolkswirt Thorsten Polleit getrennt. Der Präsident des Ludwig-von Mises-Institutes hatte früher auch mit der Euro-Krise als Argument für den Goldkauf geworben. Man wolle „nicht ein einziges Sprachrohr haben, das die Meinung der Degussa nach außen vertritt“. Rauch: „Auch zum Mises-Institut haben wir keine Beziehungen mehr.“ Der neue Degussa-Chef betonte: „Wir werden ganz bestimmt kein Geschäft mehr mit der Angst machen.“ (fh)