KÖLN. Die steigenden Energiepreise werden Unternehmen unter so starken ökonomischen Druck setzen, daß sie vielen Arbeitnehmern kündigen müssen. Bis Ende des kommenden Jahres könnten 330.000 Job verloren gehen. Das ergibt eine Simulation, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Donnerstag vorstellte. Auf die neuerdings von der ehemaligen SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles geführte Bundesagentur für Arbeit dürfte viel Arbeit zukommen.
Diese Berechnung zeige, so die Wirtschaftsforscher, daß eine Verdoppelung des Gaspreises bereits bis Ende 2022 die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozent steigen ließe. Das entspräche 30.000 Menschen. Rund 307.000 weitere würden demnach bis Ende 2023 arbeitslos.
Wirtschaft schrumpft, Inflation steigt weiter
Dabei sei bereits berücksichtigt, daß in dem aktuellen Arbeitsmarktumfeld mit reichlich offenen Stellen zahlreiche Menschen schnell wieder eine Beschäftigung finden werden, erläuterte einer der Studienautoren, Thomas Obst. Viele Arbeitnehmer aber könnten nicht einfach die Branche wechseln. Insgesamt befürchtet er einen Strukturwandel, sagte er dem epd: „In den gasintensiven Betrieben wie zum Beispiel in der Chemieindustrie könnten beträchtliche Beschäftigungsverluste eintreten.“
Bei einer Gaspreis-Verdoppelung würde das Bruttoinlandsprodukt laut der Studie in diesem Jahr um 0,2 Prozent und im kommenden Jahr um zwei Prozent schrumpfen. Und die Inflation würde 2023 um weitere vier Punkte ansteigen – ein Plus von mehr als 50 Prozent.
Doch es könnte noch viel schlimmer kommen, denn: „Nicht einberechnet sind Auswirkungen von Produktionsausfällen, die dann einträten, wenn das Gas komplett ausbliebe“, sagte Obst. „Das würde zusätzliche hohe Preisschocks in den Wertschöpfungsketten auslösen.“ (fh)