BERLIN. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) hat sich dafür ausgesprochen, deutsche Atomkraftwerke unter gewissen Umständen länger laufen zu lassen. „Wenn es dazu kommt, daß wir eine wirkliche Notsituation haben, daß Krankenhäuser nicht mehr arbeiten können, wenn eine solche Notsituation eintritt, dann müssen wir darüber reden, was mit den Brennstäben ist“, sagte die Grünen-Politikerin in der Sendung „Anne Will“.
Eine grundsätzliche Laufzeitverlängerung schloß sie allerdings aus. Da besonders Bayern Probleme mit der Stromversorgung bekommen könnte, wäre es möglich, daß die bestehenden Brennstäbe „nur ausgebrannt werden müssen, damit man in Bayern über die Runden kommt“.
Sollen Atomkraftwerke in Deutschland länger laufen als geplant? @GoeringEckardt zu einem möglichen Streckbetrieb @AnneWillTalk @annewill pic.twitter.com/bPWZSViIvv
— ANNE WILL Talkshow (@AnneWillTalk) July 24, 2022
Baerbock verweist auf „Notsituation“
Auch SPD-Chefin Saskia Esken betonte mit Blick auf die Atomkraft: „Wir sind an der Stelle nicht ideologisch unterwegs.“ Sie verwies auf ein derzeit laufendes Prüfverfahren des Bundeswirtschaftsministeriums, indem geprüft werde „inwieweit Streckbetriebe und ähnliches, was da vorgeschlagen wird, hilfreich sein können“, unterstrich die Politikerin im ZDF-Morgenmagazin. Zugleich verwies sie darauf, daß die grundlegenden Probleme der Atomkraft, etwa die Entsorgung des Abfalls, bestehenblieben.
Zuvor hatte bereits Bundesaußenministerin Annalena Baerbock deutlich gemacht, angesichts der aktuellen Energiekrise dürfe es keine Denkverbote geben. „Wir sind jetzt in einer Notsituation, wo wir alles noch einmal anschauen“, sagte sie der BILD-Zeitung.
In den vergangenen Wochen hatten sich immer mehr Politiker für eine befristete Verlängerung der Laufzeit der verbliebenden beiden deutschen Kernkraftwerke ausgesprochen. Neben Union und AfD befürwortet dies auch die FDP. (ho)