BERLIN. Das arbeitnehmernahe Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat einen stärkeren Ausbau von Windkraftanlagen gefordert. „Wir benötigen sieben Windanlagen pro Tag in ganz Deutschland, um eine Ökostromlücke zu vermeiden“, sagte die DIW-Umweltexpertin Claudia Kemfert der Bild-Zeitung. Das entspricht rund 2.500 neuen Windrädern pro Jahr.
Derzeit sind in Deutschland etwa 31.000 Windräder ans Netz angeschlossen. Bis 2030 würden mit der Umsetzung der von Kemfert geforderten Maßnahme 23.000 weitere Anlagen hinzukommen. Eine Studie der Universität Köln hatte zuvor eine etwas niedrigere Zahl errechnet und geht von jährlich 800 neuen benötigten Windrädern aus. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hatte sich für 1.500 neue Anlagen ausgesprochen.
Regierung will schnellere Genehmigungsverfahren
Ein Sprecher des Wirtschafts- und Klimaministeriums von Robert Habeck (Grüne) kündigte gegenüber dem Blatt an: „Wir werden die Umsetzung des Koalitionsvertrags jetzt Schritt für Schritt erörtern und in der Bundesregierung abstimmen.“ Details könne man aber noch nicht nennen.
Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP steht: „Wir werden Planungs- und Genehmigungsverfahren erheblich beschleunigen. Die Erneuerbaren
Energien liegen im öffentlichen Interesse und dienen der Versorgungssicherheit.“ Auch solle es einen „zeitlich bis zum Erreichen der Klimaneutralität befristeten Vorrang für Erneuerbare Energien“ gegenüber anderen Schutzgütern geben.
Ingenieur warnt: Im Schnitt ein Windrad pro Quadratkilometer
Für die Windenergie an Land sollen zwei Prozent der Flächen ausgewiesen werden. Hieran gibt es jedoch Zweifel. „Daß es angeblich nur um zwei Prozent der Fläche geht, ist ein großer Schwindel“, warnte der frühere Manager des Energiekonzerns RWE und Hamburger Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) gegenüber der Bild. Tatsächlich mache der Ampel-Plan etwa zehn Prozent der Fläche für Windkraftanlagen aus.
Der ehemalige Präsident der Hafencity Universität Hamburg, Walter Pelka, hatte ausgerechnet, daß es für eine Energieproduktion ausschließlich mit sogenannten erneuerbaren Energien beispielsweise rund 350.000 moderne Windräder brauche. Würden diese auf der gesamten Landesfläche Deutschlands verteilt werden, stünde im Schnitt auf jedem Quadratkilometer ein Windrad, führte der emeritierte Professor der Ingenieurswissenschaften aus. (ls)